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Kommunistische Partei Italiens
Firenze, Dezember 1951
Charakteristische Thesen der Partei
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1.Teil - 
THEORIE
Grundlage der Theorie: marxistischer historischer Materialismus
Grundlage der Lehre sind die Grundsätze des 
historischen Materialismus und des kritischen Kommunismus von Marx und Engels, 
dargelegt im „Manifest der kommunistischen Partei“, im Kapital und in den 
anderen ihrer grundlegenden Werke, Basis der Bildung der Kommunistischen 
Internationale 1919, der Kommunistischen Partei Italiens 1921 und enthalten im 
Programm der Partei, veröffentlicht in „Battaglia Comunista“ Nr.1, 1951 und 
mehrmals wiederveröffentlicht in „Programma Comunista“.
Der Text des Programms sei hier wiedergegeben:
Die Internationale Kommunistische Partei ist auf der Grundlage der folgenden Prinzipien gegründet, die bei der Gründung der Kommunistischen Partei Italiens (Sektion der Kommunistischen Internationale) 1921 festgelegt wurden.
1. Unter der gegenwärtigen kapitalistischen Herrschaft über die Gesellschaft entwickelt sich ein stets wachsender Widerspruch zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen, was zu antagonistischen Interessensgegensätzen und zum Klassenkampf zwischen Proletariat und der herrschenden Bourgeoisie führt.
2. Die heutigen Produktionsverhältnisse werden von der bürgerlichen Staatsmacht geschützt, die, welcher Art die Form des Repräsentativsystems und die Anwendung der Wahldemokratie auch sei, das Verteidigungsorgan der Interessen der kapitalistischen Klasse bildet.
3. Das Proletariat kann das System der kapitalistischen Produktionsverhältnisse ohne die gewaltsame Zerschlagung der bürgerlichen Macht, von dem seine Ausbeutung herrührt, weder brechen noch verändern.
4. Das unverzichtbare Organ des revolutionären Kampfs des Proletariats ist die Klassenpartei. Die kommunistische Partei, die in ihren Reihen den vorgeschrittensten und entschlossensten Teil des Proletariats versammelt, vereint die Anstrengungen der arbeitenden Massen, indem sie sie vom Kampf von Gruppeninteressen und für beschränkte Ergebnisse auf den allgemeinen Kampf für die revolutionäre Emanzipation des Proletariats lenkt. Die Partei hat die Aufgabe, in den Massen die revolutionäre Theorie zu verbreiten, die materiellen Aktionsmittel zu organisieren, die arbeitende Klasse im Verlauf der Kämpfe zu führen und die historische Kontinuität und die internationale Einheit der Bewegung zu sichern.
5. Nach der Zerschlagung der kapitalistischen Macht kann sich das Proletariat nicht zur herrschenden Klasse erheben ohne Zerstörung des alten Staatsapparats und der Errichtung der eigenen Diktatur, die die bürgerliche Klasse und deren Individuen von jeglichem politischen Recht und Funktion ausschließt, sofern sie gesellschaftlich überleben, und die die Organe der neuen Herrschaft ausschließlich aus der produktiven Klasse bildet. Die kommunistische Partei, deren programmatisches Charakteristikum in der grundlegenden Verwirklichung dieser Ziele besteht, repräsentiert, organisiert und leitet einheitlich die Diktatur des Proletariats. Die notwendige Verteidigung des proletarischen Staats gegen alle konterrevolutionären Bestrebungen kann nur gewährleistet werden, indem der Bourgeoisie und den der proletarischen Diktatur gegnerischen Parteien alle Mittel der Agitation und der politischen Propaganda entzogen werden und durch eine bewaffnete Organisation des Proletariats, um die äußeren und inneren Angriffe zurückzuschlagen.
6. Nur die Macht des proletarischen Staats kann all die aufeinanderfolgenden Maßnahmen des Eingriffs in die wirtschaftlichen Gesellschaftsverhältnisse durchsetzen, mit denen die Ersetzung des kapitalistischen Systems durch die gemeinschaftliche Verwaltung der Produktion und Verteilung verwirklicht wird.
7. Durch die Auswirkungen dieser wirtschaftlichen Umwandlung und der daraus erwachsenden Veränderungen aller Aktivitäten des gesellschaftlichen Lebens verschwindet mehr und mehr die Notwendigkeit des politischen Staats, dessen Räderwerk sich fortschreitend auf die rationale Verwaltung menschlicher Aktivitäten beschränkt.
* * *
Gegenüber der Situation des Weltkapitalismus und der Arbeiterbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg gründen die Positionen der Partei auf folgenden Punkten:
8. Im Verlauf der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt sich das kapitalistische System auf ökonomischem Gebiet von der Einführung von Unternehmensverbänden der Arbeitgeber zu monopolistischen Zwecken und zu Versuchen, die Produktion und den Austausch nach zentralen Plänen anzuleiten und zu kontrollieren, bis hin zur staatlichen Verwaltung ganzer Produktionssektoren; auf politischem Gebiet spiegelt sich diese Entwicklung im Anwachsen des polizeilichen und militärischen Potentials des Staats und des Regierungstotalitarismus. All dies sind weder neue Modelle gesellschaftlicher Organisation mit einem Übergangscharakter des Kapitalismus zum Sozialismus, und noch weniger Rückfälle in vorbürgerliche politische Herrschaftsformen. Sie sind im Gegenteil Ausdruck der noch direkteren und ausschließlicheren Leitung der Macht und des Staates seitens der entwickelsten kapitalistischen Kräfte. Dieser Prozess schließt pazifistische, evolutionistische und progressistische Interpretationen der Entwicklung der bürgerlichen Herrschaft aus und bestätigt die Vorhersage der Konzentration und antagonistischen Aufstellung der Klassenkräfte. Damit die revolutionären Energien des Proletariats sich mit entsprechendem Potential konzentrieren und verstärken können, muss das Proletariat die illusorische Rückkehr zum demokratischen Liberalismus und das Ersuchen rechtlicher Garantien als Forderung und Agitationsmittel zurückweisen und historisch mit der Methode der Bündnisse zu beschränkten Zwecken der revolutionären Klassenpartei mit bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien oder Pseudoarbeiterparteien mit reformistischem Programm brechen.
9. Die imperialistischen Weltkriege zeigten, dass die Zersetzungskrise des Kapitalismus unvermeidlich ist mit dem entscheidenden Eintritt in die Periode, in der seine Ausdehnung nicht mehr das Anwachsen der Produktivkräfte übersteigt, sondern deren Akkumulation von einer größeren und häufigeren Zerstörung abhängig macht. Diese Kriege haben wiederholte und tiefe Krisen in der weltweiten Organisation der Arbeiter verursacht und erlaubten den herrschenden Klassen, ihnen die nationale und militärische Solidarität für die eine oder andere Kriegspartei aufzuzwingen. Die einzige historische Alternative, die dieser Situation entgegenzustellen ist, ist das Wiederaufflammen des Klassenkampfs in jedem Lande bis hin zum Krieg der arbeitenden Massen, um die Macht aller bürgerlicher Staaten und weltweiten Allianzen zu stürzen, mittels der Wiederaufrichtung der internationalen kommunistischen Partei als einer von aller bestehenden politischen und organisierten militärischen Macht unabhängigen Kraft.
10. Der proletarische Staat, soweit sein Apparat ein Mittel und eine Waffe des Kampfes in einer historischen Übergangsperiode ist, bezieht seine organisatorische Kraft weder aus Verfassungsartikeln noch von jeweiligen Repräsentativsystemen. Die größte geschichtliche Darstellung seines Aufbaus sind bis jetzt die während der russischen Oktoberrevolution 1917 aufgetretenen Arbeiterräte, die Periode der Bewaffnung der Arbeiterklasse unter der ausschließlichen Führung durch die bolschewistische Partei, die gewaltsame Eroberung der Staatsmacht, die Auflösung der konstituierenden Versammlung, der Kampf um die Zurückschlagung der äußeren Attacken bürgerlicher Regime und um die Unterdrückung im Innern der Revolten der geschlagenen Klassen, der mittleren und kleinbürgerlichen Schichten und der opportunistischen Parteien, den unausweichlichen Verbündeten der Konterrevolution.
    
11. Die Verteidigung der 
proletarischen Herrschaft gegen die in möglichen Erfolglosigkeiten und 
Rückschritten liegenden Gefahren der Degeneration während der Arbeit des 
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbaus, dessen vollständige Durchführung 
in den Grenzen eines einzigen Landes undenkbar ist, kann nur gesichert werden in 
einem beständigen Abstimmen der Politik des Arbeiterstaates mit dem 
einheitlichen internationalen Kampf des Proletariats aller Länder gegen deren 
Bourgeoisie und deren militärische und staatliche Apparate, einem in jeder 
Situation, in Kriegs- wie in Friedenszeiten unaufhörlichem Kampfes, mittels 
politischer und programmatischer Kontrolle der kommunistischen Weltpartei über 
die Staatsapparate, deren Macht das Proletariat erobert hat.
2.Teil - AUFGABEN DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI
     1. Notwendigkeit der politischen Klassenpartei.
Die Emanzipation der arbeitenden Klasse 
von der Ausbeutung durch den Kapitalismus kann nur erreicht werden durch den 
politischen Kampf und ein politisches Organ der revolutionären Klasse, der 
kommunistischen Partei.
    
2. Aufstand als Hauptform 
des politischen Kampfes.
Der wichtigste Aspekt des politischen Kampfs 
im marxistischen Sinne ist der Bürgerkrieg und der bewaffnete Aufstand, in dem 
eine Klasse die Macht der gegenüberstehenden herrschenden Klasse stürzt und 
seine eigene errichtet. Ein solcher Kampf kann nicht gewonnen werden ohne 
Führung durch die Parteiorganisation.
    
3. Die proletarische 
Diktatur wird von der Partei ausgeübt.
Wie sich der Kampf gegen die 
Macht der ausbeutenden Klasse ohne revolutionäre politische Partei nicht 
entfalten kann, so auch nicht die nachfolgende Arbeit der Ausrottung der 
vorherigen wirtschaftlichen Institutionen: die proletarische Diktatur, notwendig 
in der historisch längeren Periode des Übergangs, wird offen von der Partei 
ausgeübt.
    
4. Aufgaben der Partei: 
Kontinuität der Theorie, Kontinuität der Organisation - Teilnahme an allen 
wirtschaftlichen Kämpfen des Proletariats.
Gleichermaßen notwendige 
Aufgaben der Partei vor, während und nach dem bewaffneten Kampf um die Macht 
sind die Verteidigung und Verbreitung der Theorie der Bewegung, die Verteidigung 
und Verstärkung der inneren Organisation durch Überzeugungsarbeit und Propaganda 
der kommunistischen Theorie und des kommunistischen Programms, und die 
beständige Aktivität innerhalb des Proletariats, soweit es durch die 
wirtschaftlichen Zwänge und Erfordernisse zum Kampf für seine Interessen 
getrieben wird.
    
5. Minderheit der zur Partei 
organisierten Klasse - Bewusstsein, nicht der Parteimitglieder oder der 
Parteiführer, sondern der organischen Gesamtheit der Partei.
Die 
Partei umfasst in ihren Reihen weder alle Individuen, die zusammen die 
Arbeiterklasse bilden, noch deren Mehrheit, dahingegen aber jene Minderheit, die 
die gemeinschaftliche Vorbereitung und Reife für die Theorie und Aktion errungen 
hat, die der allgemeinen und festgelegten Sichtweise der geschichtlichen 
Bewegung, weltweit und in ihrem ganzen Verlauf, von der Bildung des Proletariats 
bis zu seinem Sieg reichend, entspricht.
     Die Frage des individuellen 
Bewusstseins liegt der Parteibildung nicht zugrunde: nicht jeder Proletarier 
kann bewusst die Lehre der Klasse beherrschen, und noch weniger kulturell, nicht 
einmal jedes Parteiglied für sich genommen, und selbst die Parteispitzen bieten 
dafür keine Gewähr. Diese besteht nur in der organischen Einheit der Partei.
    
Von daher wird jede Vorstellung einer individuellen Aktion oder einer Aktion von 
nicht durch ein genaues organisatorisches Netz verbundenen Massen 
zurückgewiesen, wie auch eine Vorstellung von der Partei als eine Gruppierung 
von Weisen, Erleuchteten oder Gewissenhaften. Unserer Vorstellung nach ist die 
Partei ein Netz und ein System das innerhalb der Arbeiterklasse die organische 
Funktion hat, die revolutionären Aufgaben in allen ihren Aspekten und in allen 
verwickelten Phasen zu erklären.
    
6. Notwendigkeit für das 
revolutionäre Vorankommen, dass zwischen der Partei und der Klasse eine 
Zwischenschicht an wirtschaftlichen Vereinigungen besteht, die von der Partei 
durchdrungen sind.
Der Marxismus hat die syndikalistische Theorie, 
immer wenn sie auftrat, stets heftig zurückgewiesen, die der Klasse rein 
wirtschaftliche Organe wie Berufs-, Industrie- oder Fabrikverbände zusprechen 
und diese für befähigt halten, den Kampf zu entwickeln und die gesellschaftliche 
Umwandlung durchzusetzen.
     Wenn die Gewerkschaften auch, für sich 
genommen, für die Revolution unzureichende Organe darstellen, so sind sie doch 
unverzichtbare Organe für die Mobilisierung der Klasse auf politischer und 
revolutionärer Ebene, durchgeführt durch das Eindringen und die Präsenz der 
kommunistischen Partei in den wirtschaftlichen Organisationen der Klasse.
    
In der schwierigen Phase, die die Herausbildung wirtschaftlicher Verbände 
darstellt, betrachten wir diejenigen als für die Arbeit der Partei geeignet, die 
nur Arbeiter umfassen, die diesen freiwillig beitreten, aber ohne politische, 
religiöse oder gesellschaftliche Glaubensbekenntnisse ablegen zu müssen. Diese 
Eigenschaften treffen weder für religiöse und Zwangsgewerkschaften zu, noch für 
solche, die integrierter Teil des Staatsapparates geworden sind.
    
7. Zurückweisung der Bildung 
von gesonderten Gewerkschaften, die der Partei einverleibt sind.
Die 
Partei wendet niemals die Methode an, besondere wirtschaftliche Organisationen 
zu bilden, die nur solche Arbeiter einbeziehen, die die Grundsätze und die 
Leitung der kommunistischen Partei befürworten. Die Partei anerkennt 
vorbehaltlos, dass nicht nur die dem Aufstand vorhergehende Phase noch jede 
Phase des entscheidenden Anwachsens des Einflusses der Partei in den Massen 
zustande kommen kann, ohne dass sich zwischen der Partei und der Klasse eine 
Organisationsschicht mit unmittelbaren wirtschaftlichen Zielen herausbildet, mit 
zahlenmäßig hoher Mitgliedschaft, in deren Innern ein von der Partei ausgehendes 
Netz existiert (kommunistische gewerkschaftliche Zellen, Gruppen und 
Fraktionen). Die Aufgaben der Partei in ungünstigen Zeiten und der Passivität 
der Arbeiterklasse bestehen darin, das Entstehen von Formen von Organisationen 
mit unmittelbar wirtschaftlicher Zielsetzung vorherzusehen und zu unterstützen, 
die künftig auch vollkommen neue Formen annehmen können, neben den gut bekannten 
der Berufsverbände, Industriegewerkschaften, Fabrikräte usw.. Die Partei 
unterstützt stets die Organisationsformen, die den Kontakt und die gemeinsame 
Aktion von Arbeitern verschiedenster Regionen und Berufe erleichtern und weist 
alle exklusiven Formen zurück.
    
8. Zurückweisung aller 
Auffassungen utopistischer, anarchistischer oder syndikalistischer Art, wie etwa 
die einer sektiererischen Partei, die sich ihren gewerkschaftlichen Doppelgänger 
erschafft oder gewerkschaftliche Arbeit ablehnt.
Zu allen Zeiten hält 
sich die Partei von daher fern von der utopistischen und idealistischen 
Vorstellung, die eine Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse einem 
Zusammenschluss von Erwählten, Gewissenhaften, Aposteln und Helden zutraut, von 
der libertären Vorstellung, die dies einer individuellen Revolte oder der einer 
unorganisierten Menge zutraut, von der syndikalistischen oder ökonomistischen 
Vorstellung, die dies einer Aktion apolitischer wirtschaftlicher Organismen mit 
oder ohne Hilfe von Gewaltanwendung zutraut, von der voluntaristischen oder 
sektiererischen Vorstellung, die vom wirklich bestimmenden Prozess absieht, die 
ignoriert, dass die Rebellion der Klasse aus Aktionen und Reaktionen hervorgeht, 
die dem theoretischen Bewusstsein und dem entsprechenden klaren Willen weit 
vorauseilen, und die eine kleine Elitepartei wollen, die sich mit extremen 
Gewerkschaften umgibt, die nichts als ihre Verdopplung darstellen, oder in den 
Fehler verfallen, sich vom wirtschaftlich-gewerkschaftlichen Verbundnetz des 
Proletariats zu isolieren. Letzterer Fehler der deutschen „Kaapedisten“ oder der 
holländischen „Tribunisten“ wurde immer innerhalb der Dritten Internationale von 
der Italienischen Linken bekämpft.
     Diese Strömungen lösten sich wegen Fragen 
der Taktik und Strategie des proletarischen Kampfs, die man nur im Zusammenhang 
mit der Zeit und den folgenden historischen Phasen behandeln kann, von der 
Dritten Internationale.
3.Teil - 
HISTORISCHE WELLEN DER OPPORTUNISTISCHEN DEGENERATION
TAKTIK UND AKTION DER PARTEI
    
1. Nicht abstrakte, sondern 
geschichtliche Behandlung der Fragen bezüglich der Aktivität der Partei und 
ihrer Bündnisse.
Eine Position der prinzipiellen Unnachgiebigkeit 
gegenüber allen Allianzen, Einheitsfronten und Kompromissen kann nicht als für 
alle aufeinanderfolgenden Phasen der proletarischen Geschichte gültig 
vorgebracht werden, ohne in Idealismus zu verfallen, der der marxistischen 
Sichtweise fremd ist und sich auf mystische, ethische oder ästhetische 
Überlegungen stützt. Die Fragen der Strategie, der Manöver, der Taktik und der 
Praxis der Klasse und der Partei stellen und lösen sich also nur auf 
geschichtlicher Ebene. Dies bedeutet, dass diese Fragen nur im Zusammenhang mit 
dem weltweiten Prozess des proletarischen Vordringens zwischen bürgerlicher und 
proletarischer Revolution zu begreifen sind und nicht der kleinlichen Kasuistik 
[Einzelfallerörterung], Ort für Ort, Zeitpunkt für Zeitpunkt, der Willkür von 
Gruppen und leitenden Komitees überlassen bleiben.
    
2. Dialektische 
Notwendigkeit für den Sieg der bürgerlichen Revolutionen unter feudalen 
Verhältnissen zu kämpfen, um den Anbruch kapitalistischer Produktion zu 
begünstigen.
Das Proletariat selbst ist vor allem ein Produkt der 
Ökonomie und der kapitalistischen Industrialisierung. Wie der Kommunismus nicht 
aus menschlicher Eingebung, einem Kreis Gleichgesinnter oder Bruderschaften 
hervorgeht, sondern nur aus dem Kampf der Arbeiter selbst, so ist der 
unwiderrufliche Sieg des Kapitalismus über die ihm vorausgehenden 
Produktionsweisen eine Vorbedingung des Kommunismus, also der Sieg der 
Bourgeoisie über die feudale Grundaristokratie und der anderen Klassen der alten 
Gesellschaft Europas, Asiens und aller Länder überhaupt.
     Zur Zeit des 
„Kommunistischen Manifests“, als sich die moderne Industrie erst und in nur 
wenigen Ländern zu entwickeln begann, war das Proletariat aufgerufen, in den 
antifeudalen und nationalen Befreiungsaufständen an der Seite der revolutionären 
Bourgeoisie zu kämpfen, ein Kampf, der in jener Epoche nur bewaffnet vor sich 
ging, mit dem Ziel, den Ausbruch des modernen Klassenkampfs zu beschleunigen. 
Die Beteiligung der Arbeiter an der großen französischen Revolution und deren 
Verteidigung gegen die europäischen Koalitionen, auch in der napoleonischen 
Phase, gehört somit zum großen geschichtlichen Bogen des proletarischen 
Klassenkampfes, auch wenn in dieser Epoche die bürgerliche Diktatur die ersten 
kommunistischen sozialen Kämpfe gnadenlos unterdrückte.
     Für die Marxisten 
verlängerte sich die Phase der antifeudalen Strategie, nach den Niederlagen der 
(auch verbündeten) Bourgeoisie und Proletarier in der 1848er-Bewegung, bis Ende 
1871: in Europa blieben geschichtlich feudale Regime in Russland, Österreich und 
Deutschland bestehen und die Erringung der nationalen Einheit in Italien, 
Deutschland und auch im europäischen Osten war Bedingung für die industrielle 
Entwicklung Europas.
    
3. Beendigung im Westen der 
Periode der revolutionären Bündnisse mit der Bourgeoisie und der Kriege zur 
Herausbildung der Nationalstaaten 1871: Pariser Kommune.
1871 stellt 
eine offensichtliche Wende dar, da der Kampf gegen Napoleon III und seine 
Diktatur schon ganz klar nicht ein Kampf gegen eine feudale, sondern 
kapitalistische Formation war, Produkt und Beweis der antagonistischen 
Aufstellung der Klassenkräfte, und auch wenn Napoleon III ein militärisches 
Hindernis für die moderne und historische bürgerliche Entwicklung in Deutschland 
war, stellte sich der revolutionäre Marxismus sofort auf die Seite des 
ausschließlich proletarischen Kampfes aller Parteien der Kommune, der ersten 
Arbeiterdiktatur, gegen die französische Bourgeoisie.
     Mit dieser Epoche 
verschließt sich im europäischen Rahmen die Möglichkeit, zwischen zwei 
geschichtlichen Gruppen im Kampf und zwischen zwei staatlichen Armeen zu wählen, 
und sie verschließt sich so weit wie jede „Rückkehr“ zu vorbürgerlichen 
Gesellschaftsformen in zwei großen Gebieten unmöglich geworden ist: England und 
Amerika, Europa bis zu den Grenzen des zaristischen und ottomanischen Reiches.
a. DIE ERSTE WELLE: ZUR JAHRHUNDERTWENDE
    
4. Zurückweisung der 
sozialdemokratischen und legalistischen „Revision“, die in der ruhigen Periode 
des Kapitalismus (1871-1914) auftrat - Zurückweisung der Wahlblöcke und der 
Regierungsbeteiligungen.
Eine erste Welle des Opportunismus in den 
Reihen der marxistischen Arbeiterbewegung (die bakunistische Richtung in der 
Ersten Internationale 1867-1871 und die sorelianische der Zweiten In ternationale 
1907-1914 betrachten wir als außerhalb des Marxismus stehend) ist die des 
sozialdemokratischen Revisionismus: mit dem Sieg der Bourgeoisie wäre eine 
Periode ohne Kriege und Aufstände eröffnet worden; auf Grundlage der Verbreitung 
der Industrie, des zahlenmäßigen Anwachsens der Arbeiterschaft und des 
allgemeinen Wahlrechts wäre der Sozialismus durch allmählichen und unblutigen 
Fortschritt möglich. Der Revisionismus versucht solcherart (Bernstein), den 
Marxismus seines revolutionären Gehalts zu berauben: dieser sei nicht der 
proletarischen Klasse gemäß, sondern ein untergeschobener Reflex der 
bürgerlichen Aufstandsperiode. In dieser Periode erhält die taktische Frage der 
Allianzen mit bürgerlichen fortschrittlichen oder linken Parteien und 
proletarischen Parteien einen anderen Gesichtspunkt: es geht nicht mehr um 
Geburtshilfe für den Kapitalismus, sondern darum, wie aus ihm mit Hilfe von 
Gesetzen und Reformen der Sozialismus hervorgeht, nicht durch Kampf in Land und 
Stadt, sondern durch gemeinsame Abstimmung in den parlamentarischen 
Versammlungen: derartige Angebote von Allianzen und Blockbildungen, die bis zur 
Übernahme von Ministerämtern durch proletarische Führer reichen, stellen einen 
Abfall vom revolutionären Weg dar, und darum verdammen radikale Marxisten alle 
Wahlblöcke.
    
5. Zurückweisung der Politik der nationalen Kriegsallianzen, der Einschätzung 
des imperialistischen Kriegs (Lenin: „Der Imperialismus...“) als eines 
antifeudalen Kriegs oder eines Verteidigungskriegs. Nicht nur Zurückweisung des 
Burgfriedens (oder der „heiligen Allianz“ zwischen Proletariat und 
Bourgeoisie), sondern Defätismus gegenüber jedem nationalen Krieg, um ihn in 
einen Bürgerkrieg umzuwandeln (Lenin: Thesen zum Krieg 1915).
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 ergießt sich über die 
proletarische Bewegung die zweite gewaltige Welle des Opportunismus. Zahlreiche 
gewerkschaftliche und parlamentarische Führer, ganze Gruppen von Mitgliedern und 
ganze Parteien beschrieben den zwischenstaatlichen Konflikt als einen Kampf, der 
zur Rückkehr zum feudalistischen Absolutismus und zur Zerstörung der zivilen 
Errungenschaften der Bourgeoisie wie deren modernen Wirtschaftsrahmens führen 
könne. Sie predigten also die Solidarität mit dem im Kampf befindlichen 
Nationalstaat, und dies beiderseitig der Front, weil das zaristische Russland 
mit der fortgeschrittenen Bourgeoisie Englands und Frankreichs verbündet war.
    
Der größte Teil der Zweiten Internationale verfiel in den Kriegsopportunismus. 
Wenige Parteien, darunter die italienische, retteten sich, aber nur 
vorgeschrittene Gruppen und Fraktionen trafen sich auf einer Ebene mit Lenin, 
der den Krieg als Produkt des Kapitalismus und nicht als einen Kampf zwischen 
Kapitalismus und vorherigen Gesellschaftsformen definierte und daraus nicht nur 
die Verdammung der heiligen Union nationaler Allianzen folgerte, sondern die 
Forderung des defätistischen Kampfes der proletarischen Parteien im Innern eines 
jeden Staates und Kriegsheeres.
    
6. Berufung auf die 
konstituierende Plattform der III. Internationale von 1919. Nicht nur Ablehnung 
jeglicher parlamentarischer Bündnisse, sondern Zurückweisung der legalen 
Machteroberung; Gewaltsame Zerschlagung des bürgerlichen Staats; Proletarische 
Diktatur
(Lenin: „Staat und Revolution“)
Die Dritte Internationale entsteht aus 
einer doppelten geschichtlichen Gegebenheit: dem Kampf gegen die 
Sozialdemokratie und den Kampf gegen den Sozialpatriotismus.
Die gesamte 
proletarische Internationale verwirft nicht nur die Methode der Allianzen mit 
anderen Parteien zur Verwaltung der parlamentarischen Macht, sondern auch, dass 
die Macht auf legale Weise erobert werden könne, auch nicht auf „unnachgiebige“ 
Art einzig durch die proletarische Partei, und verkündet auf den Ruinen der 
pazifistischen Phase des Kapitalismus die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfs 
und der Diktatur.
     Man schließt nicht nur keine Bündnisse mit sich im 
Krieg befindlichen Regierungen ab, auch dann nicht, wenn es sich um einen 
„Verteidigungskrieg“ handelt, sondern beharrt auch im Kriege auf dem 
Klassengegensatz, und darüber hinaus: in allen Ländern versucht man im Rücken 
der Fronten defätistische Aktionen durchzuführen, um den imperialistischen Krieg 
der Staaten in einen Krieg der Klassen umzuwandeln.
    
7. Verspätete Wirkung der richtigen taktischen Positionen der radikalen 
Marxisten in der Periode 1871-1919 (Keine Bündnisse mit bürgerlichen 
Parteien für legale Reformen. Keine Bündnisse für Verteidigungskriege), in 
der Reaktion auf die opportunistischen Wellen und den Verrat, als Ursache des 
Scheiterns der proletarischen Revolution in Europa nach dem Ersten Weltkrieg.
Die Antwort auf die erste Welle des 
Opportunismus lautete: keine Wahlbündnisse, parlamentarische Koalitionen, 
Ministerposten, um Reformen durchzusetzen.
Auf die zweite opportunistische 
Welle konterte man mit einer anderen taktischen Formel: Keine Kriegsallianz 
(seit 1871) mit dem Staat und der Bourgeoisie.
     Die späte Wirkung dieser 
Reaktionen verhinderte, dass das Proletariat von der Wende und dem Zusammenbruch 
1914-1918 profitieren konnte, um überall den defätistischen Kampf gegen den 
Krieg und für die Zerstörung des bürgerlichen Staats aufzunehmen und zu 
gewinnen.
    
8. Ausnahmesieg in Russland 
als positive Lösung des klassischen geschichtlichen Problems der Verknüpfung 
zweier Revolutionen (antifeudal und antibürgerlich) über die militärische 
Niederlage des Zarismus hinaus - in Verbindung mit der doktrinären und 
organisatorischen Festigkeit der kleinen bolschewistischen Partei.
Einzige große historische Ausnahme ist der Sieg in Russland 1917. Russland war 
der einzige große europäische Staat, der noch von einer feudalen Macht 
beherrscht wurde, mit spärlicher Durchdringung kapitalistischer 
Produktionsformen. In Russland bestand deshalb eine zahlenmäßig schwache, aber 
traditionell auf der richtigen Linie der marxistischen Lehre fest stehende 
Partei, die sich in der Internationale den zwei opportunistischen Wellen 
entgegenstellte und gleichzeitig in der Lage war, nach der großen Probe von 
1905, die aus zwei Revolutionen (bürgerlicher und proletarischer) herrührenden 
Probleme anzugehen.
     Diese Partei kämpfte 1917 mit den anderen gegen den 
Zarismus und sofort danach nicht nur gegen die bürgerlich-liberalen, sondern 
auch gegen die opportunistischen proletarischen Parteien, und es gelang ihr, 
alle zu schlagen. Darüber hinaus steht sie im Mittelpunkt der Wiederherstellung 
der revolutionären Internationale.
    
9. Kampf zur Niederwerfung 
der Konterrevolution und zum Vorantreiben der russischen Wirtschaft über den 
Feudalismus und Kapitalismus hinaus, bedingt durch die Mobilisierung der 
Weltarbeiterklasse und der Kolonialvölker gegen den Imperialismus und die 
asiatischen Despoten.
Die Tragweite dieser großartigen Ereignisse 
schlägt sich in unwiderruflichen geschichtlichen Ergebnissen nieder. Im letzten 
an das westeuropäische Gebiet angrenzenden Land hat ein unentwegter Kampf das 
Proletariat allein an die Macht geführt, auch wenn es gesellschaftlich nicht 
völlig entwickelt war. Die proletarische Diktatur, die die vorhergehenden 
liberaldemokratischen Formen westlichen Typs hinwegfegte, stand vor der enormen 
Aufgabe, die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben, und dies mit der 
doppelten Last, die feudalen und die erst kürzlich entstandenen kapitalistischen 
Formen zu überwinden. Dies setzte vor allem den siegreichen Widerstand gegen die 
Angriffe der konterrevolutionären Banden und die kapitalistischen Kräfte voraus, 
weiterhin die Mobilisierung des Weltproletariats an der Seite der Sowjetmacht 
und im Ansturm auf die bürgerlichen Mächte im Westen, und weiterhin auch, das 
revolutionäre Problem an die Grenzen der Kontinente farbiger Völker getragen, 
die Mobilisierung aller Kräfte, die bereit sind, sich mit Waffen gegen die 
weißen imperialistischen Metropolen zu erheben.
    
10. Unvermeidliche 
geschichtliche Alternative zur Zeit Lenins: entweder Fall der großen staatlichen 
kapitalistischen Zentren oder Fall der russischen Revolution (wenn nicht im 
bewaffneten Kampf, so jedenfalls Rückfall der gesellschaftlichen Aufgaben auf 
die Ausdehnung des Kapitalismus bis an den Ural und über ihn hinaus).
Für das Gebiet Europas ist jede Strategie eines antifeudalen Blocks mit 
bürgerlichen Linkskräften überholt durch die vollständige Eröffnung des 
bewaffneten proletarischen Ansturms auf die Macht; in den rückständigen Ländern 
lehnen es die im Entstehen begriffenen proletarischen kommunistischen Parteien 
nicht ab, auf dem Schlachtfeld an Aufständen auch anderer gesellschaftlicher 
antifeudaler Elemente teilzunehmen, seien sie gegen despotische Herren gerichtet 
oder gegen die weißen Kolonisatoren.
     Die Alternativen stellten sich zu 
Lenins Zeit geschichtlich folgendermaßen: entweder der Erfolg eines derartigen 
weltweiten Kampfes durch den Sturz der kapitalistischen Herrschaft, wenigstens 
im Großteil des fortgeschrittenen Europas, und einen äußerst beschleunigten 
Rhythmus der ökonomischen Umwälzung in Russland, dass das kapitalistische 
Stadium überspringt
und sich mit der für den Sozialismus reifen Industrie des Westens auf den 
neuesten Stand bringt - oder Beständigkeit der großen Zentren des bürgerlichen 
Imperialismus und damit Rückfall der revolutionären Macht in Russland auf 
die Aufgaben einer einzigen der zwei gesellschaftlichen Revolutionen: der 
bürgerlichen, mit der Mühe eines immens produktiven Aufbaus, aber im 
kapitalistischen und nicht im sozialistischen Sinne.
    
11. Das taktische Problem 
für den kommunistischen Kampf im Westen nach den ersten Niederlagen und der 
Festigung der bürgerlichen Herrschaft in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg 
besteht darin, die Arbeiter dem beständigen sozialopportunistischen Einfluss der 
zu entziehen: Falschheit der Manöver als Hilfsmittel.
Schon die 
Offensichtlichkeit selbst der drückenden Notwendigkeit, die Eroberung der Macht 
in Europa zu beschleunigen, um zu vermeiden, dass die Sowjetmacht entweder 
gewaltsam zu Fall gebracht wird oder zu einem kapitalistischen Staat 
degeneriert, sobald sichtbar wurde, dass sich die bürgerliche Gesellschaft nach 
der starken Erschütterung des Ersten Weltkriegs wieder festigte und es den 
kommunistischen Parteien, außer in sofort niedergeworfenen Versuchen, nicht 
gelang, ihren Kampf unbeschadet zu gewinnen, führte dazu, sich zu fragen, welche 
Maßnahmen zu treffen wären, um der Tatsache zu begegnen, dass beträchtliche 
proletarische Schichten immer noch dem sozialdemokratischen und 
opportunistischen Einfluss unterlagen.
     Zwei Methoden standen sich 
gegenüber: die Erste bestand darin, die Parteien der II. Internationale, die 
eine erbarmungslose Kampagne gegen das kommunistische Programm wie gegen das 
revolutionäre Russland führten, als offene Feinde zu betrachten und diese als 
Teil der bürgerlichen Klassenfront - und als deren gefährlichsten Teil - zu 
bekämpfen. Die zweite Methode bestand darin, auf Hilfsmittel, auf 
taktisch-strategische „Manöver“ zurückzugreifen, die fähig sein sollten, den 
Einfluss der kommunistischen Parteien auf die unter sozialdemokratischem 
Einfluss stehenden Massen zu vergrößern.
    
12. Fälschliche Parallele 
zwischen der bolschewistischen Liquidation aller bürgerlichen, kleinbürgerlichen 
und pseudoproletarischen Parteien in Russland und dem Widerspruch zwischen 
Sozialdemokraten und revolutionären Kommunisten unter der stabilen westlichen 
kapitalistischen Ordnung.
Um letztere Methode zu bestärken, bediente 
man sich fälschlicherweise der Erfahrungen der Bolschewiki in Russland, 
herausgelöst aus dem geschichtlichen Zusammenhang. Die Bündnisangebote an 
andere, kleinbürgerliche und selbst bürgerliche Parteien, waren angesiedelt in 
einer Zeit, in der die zaristische Macht alle diese Bewegungen außerhalb der 
Gesetze stellte und sie zwang, aufrührerisch zu kämpfen. In Europa konnte man 
gemeinsame Aktionen, sei es auch nur aus taktischen Gründen, nur auf legalem 
Boden vorschlagen, ob nun gewerkschaftlich oder parlamentarisch. In Russland 
waren die Erfahrungen eines liberalen Parlamentarismus und selbst die einer 
gesetzlich bewilligten Gewerkschaftsarbeit äußerst kurz, 1905 und einige Monate 
1917; ein halbes Jahrhundert Degeneration hatte im restlichen Europa aus diesen 
Bereichen ein günstiges Terrain zur Einschläferung aller revolutionären Energien 
bereitet und zur Vereinnahmung der proletarischen Führer zu Diensten der 
Bourgeois. Die in der Geschlossenheit und Prinzipienfestigkeit liegende Gewähr 
der bolschewistischen Partei war eine völlig andere Sache als eine Gewähr, die 
von der Existenz der staatlichen Macht in Russland ausging, die, wie die 
Geschichte zeigte, wegen ihrer gesellschaftlichen Bedingungen selbst und den 
internationalen Verhältnissen am geeignetsten dafür war, von einem Abschwören 
von den revolutionären Richtlinien und Grundsätzen umgestürzt zu werden.
    
13. Fälschliche Taktik der 
Bündnisse zwischen Kommunisten und Sozialisten im proletarischen Kampf 
(Einheitsfront) und, noch schlimmer, auf parlamentarischer Ebene, um zu einer 
gemeinsamen und legalen Eroberung der Macht zu gelangen (Arbeiterregierungen).
Deshalb verfocht die Linke der Internationale, der die überwältigende Mehrheit 
der Kommunistischen Partei Italiens bis zum Zeitpunkt ihrer praktischen 
Vernichtung durch die Reaktion (begünstigt vor allem durch Fehler der 
geschichtlichen Strategie) angehörte, dass man im Westen jegliche Bündnisse mit 
sozialistischen oder kleinbürgerlichen Parteien (die Taktik der politischen 
Einheitsfront), wie auch Bündnisangebote an diese, verwerfen solle. Sie räumte 
ein, dass man den Einfluss auf die an all den wirtschaftlichen und lokalen 
Kämpfen teilnehmenden Massen zu vergrößern trachten müsse und forderte die 
Arbeiter aller Organisationen und Richtungen dazu auf, diesen Kämpfen zu einem 
besseren Verlauf zu verhelfen, aber sie verneinte kategorisch, dass man je die 
Handlungen der Partei dazu verpflichten dürfe, sich einem politischen Komitee, 
einer Front, eines Blocks oder eines Parteienbündnisses unterzuordnen (und sei 
es auch nur in öffentlichen Verlautbarungen und nicht in wirklicher Absicht und 
nicht gemäß der Weisungen des internen Apparats). Noch entschiedener wies sie 
die vorgeblich „bolschewistische“ Taktik der „Arbeiterregierungen“ zurück, das 
heißt der Ausgabe der Agitationslosung für die parlamentarische Machtergreifung 
vermittels aus Kommunisten und Sozialisten verschiedenster Schattierungen 
zusammengewürfelter Mehrheiten (was jedes Mal ein praktisches Experiment mit 
verheerendem Ausgang wurde). Wenn sich die bolschewistische Partei gefahrlos den 
Plan einer provisorischen Regierung unter Einbeziehung mehrerer Parteien in der 
revolutionären Phase vornehmen konnte, und wenn dies den Bolschewiki erlaubte, 
sofort zur entschiedensten Handlungsautonomie zu gelangen und zum Verbot der 
zeitweiligen Verbündeten selbst, so war dies einzig und allein wegen der 
Verschiedenheit der Konstellation der geschichtlichen Kräfte möglich: 
Dringlichkeit zweier Revolutionen und vom Staat auferlegte destruktive 
Eigenschaft jeglichen Versuchs der Machteroberung auf parlamentarischem Wege. 
Völlig abwegig also, eine solche Strategie auf eine Konstellation zu übertragen, 
in der der bürgerliche Staat ein halbes Jahrhundert demokratischer Tradition 
hinter sich hat und in Verbindung mit Parteien, die nur die Verfassungsmäßigkeit 
anerkennen.
    
14. Negative Bilanz der 
Taktik der Dritten Internationale in den Jahren 1921-1926: objektive 
Kampfbedingungen und Kräfteverhältnis zwischen den Klassen durch die Manöver 
nicht verschoben; jedoch eindeutige Verschlechterung der unverzichtbaren 
Kontinuität der Grundsätze und der Organisation der kommunistischen Bewegung und 
ihrer Kampffähigkeit.
Die Erfahrung mit der von der Internationale 
von 1921 bis 1926 angewendeten taktischen Vorgehensweise war schlecht, und 
trotzdem wurden auf jedem Kongress (III., IV., V. Kongress und Sitzung der 
erweiterten Exekutive 1926) opportunistischere Versionen vorgetragen. 
Grundlegend für die Methode war das Gesetz: die Taktik gemäß der Analyse der 
Situation verändern. Mit diesen angeblichen Analysen erkannte man alle sechs 
Monate neue Entwicklungsstadien des Kapitalismus und man bildete sich ein, 
diesen mit neuen Manövern zu begegnen. Im Grunde besteht darin der 
Revisionismus, der immer „voluntaristisch“ gewesen ist; besser gesagt, sobald 
der Revisionismus feststellte, dass sich die Voraussagen über den Anbruch des 
Sozialismus noch nicht verwirklichten, beabsichtigte er, die Geschichte 
vermittels neuer Praxis zu zwingen, aber damit hat er auch aufgehört für die 
proletarischen und sozialistischen Ziele unseres Maximalprogramms zu kämpfen. Um 
1900 sagten die Reformisten, dass die Lage nunmehr die Möglichkeiten des 
Aufstands ausschließt und es nichts einbringt, auf das Unmögliche zu hoffen: 
lasst uns die vorhandenen Möglichkeiten ausschöpfen wie legale Wahlen und 
Reformen und gewerkschaftliche Errungenschaften. Auf den Fehlschlag dieser 
Methoden reagierte der gewerkschaftliche Voluntarismus, indem er die Schuld auf 
die politische Vorgehensweise und die politischen Parteien schob und er pries, 
um eine Wendung herbeizuführen, die Anstrengungen verwegener Minderheiten im 
allein von den Gewerkschaften geführten Generalstreik an. Von damals nicht 
verschieden wollte man, als man sah, dass das Proletariat im Westen nicht zum 
Kampf für seine Diktatur antritt, zu einem Ersatz Zuflucht nehmen, um den 
Engpass zu überwinden. Der Erfolg war, dass sich, der Moment des 
Ungleichgewichts der kapitalistischen Kräfte vorüber, die objektive Lage und das 
Kräfteverhältnis nicht änderten, wohingegen die Bewegung erschlaffte und dann 
korrumpiert wurde: gleichsam wie es dazu gekommen war, dass die eifrigen Links- 
und Rechtsrevisionisten des revolutionären Marxismus im Dienste der Bourgeois in 
den Kriegsallianzen endeten. Die theoretische Vorbereitung und Wiederherstellung 
der Grundsätze wurde sabotiert als man Verwirrung stiftete zwischen dem Programm 
der vollständigen Machteroberung des Proletariats und dem Aufkommen „ähnlicher“ 
Regierungen mittels parlamentarischer und ministerieller Teilnahme und 
Unterstützung durch Kommunisten: in Thüringen und Sachsen endeten solche 
Erfahrungen als Farce, ein paar Polizisten genügten, um die kommunistischen 
Regierungschefs aus ihren Sesseln zu jagen.
    
15. Schädliche Auswirkungen 
der Organisationsmethoden der blockartigen „Verschmelzung“ mit abgetrennten 
Flügeln der sozialdemokratischen Parteien, oder der Förderung von „Fraktionen“ 
innerhalb dieser Parteien, die als Sympathisanten der Kommunisten betrachtet 
wurden, was zur Verwässerung der internationalen Organisation und ihrer Kraft 
führte.
Nicht weniger Verwirrung verursachte man in Innern der 
Organisation, und man gefährdete die schwierige Arbeit der Scheidung der 
revolutionären Elemente von den opportunistischen in den verschiedenen Parteien 
und Ländern. Man glaubte, sich neue, vom Zentrum leicht manövrierbare Kräfte zu 
verschaffen, indem man den sozialdemokratischen Parteien die linken Flügel als 
Ganzes entriss. Dahingegen hätte die neue Internationale, nach der ersten 
Entstehungsperiode, beständig als Weltpartei funktionieren müssen, in deren 
nationale Sektionen die neuen Anhänger individuell einzutreten haben. Man wollte 
starke Gruppen von Arbeitern gewinnen, statt dessen verhandelte man mit den 
Führern, brachte die Führungsschicht der Bewegung durcheinander, zerriss sie und 
setzte sie, in Zeiten des Kampfs, neu zusammen. Man erkannte Zellen und 
Fraktionen innerhalb der opportunistischen Parteien an und vollführte mit ihnen 
organisatorische Verschmelzungen; anstatt tauglich zum Kampf zu werden, wurden 
so gut wie alle Parteien so in einem permanenten Krisenzustand gehalten und 
handelten ohne Beständigkeit und ohne feste Trennung zwischen Freund und Feind 
und verzeichneten in den verschiedensten Ländern unaufhörlich Niederlagen. Die 
Linke forderte die organisatorische Einigkeit und Beständigkeit.
     Ein 
anderer Streitpunkt war die Organisation nach Arbeits- statt nach Wohnort, die 
man den kommunistischen Parteien geben wollte. Dies schränkte den Horizont der 
Basisorganisation ein und lief auf ihre Zusammensetzung mit Elementen der 
gleichen Berufe und gleichlautenden wirtschaftlichen Interessen heraus. Die 
natürliche Synthese der verschiedenen gesellschaftlichen „Triebe“ in der Partei 
und in ihrer einheitlichen Zielsetzung verringerte sich und kam nur noch in den 
Losungen zum Ausdruck, die die Vertreter der höheren Ebenen überbrachten, die 
mehr und mehr zu Funktionären wurden und anfingen, all die treffenden Merkmale 
des politischen und gewerkschaftlichen Funktionärswesen der alten Bewegung 
aufzuweisen. Eine solche Kritik darf nicht verwechselt werden mit einer 
Forderung nach „innerer Demokratie“ und einer Beschwerde darüber, dass die 
Führungsschicht nicht aus „freien Wahlen“ hervorgeht. Es handelt sich vielmehr 
um eine tiefgreifende Meinungsverschiedenheit über den vorbestimmten organischen 
Charakter der Partei als in der Wirklichkeit des Klassenkampfs lebender 
geschichtlicher Körper, um eine tiefgreifende und grundsätzliche Abweichung, die 
die Parteien zur Unfähigkeit brachte, die opportunistische Gefahr vorauszusehen 
und ihr entgegenzutreten.
    
16. Falsches Verhältnis 
zwischen Staat und proletarischer Partei in Russland. Die Disziplin wurde nicht 
dem organischen Zusammenhang zwischen Grundsätzen und Methoden anvertraut 
sondern Zwangsmaßnahmen gegen Parteimitglieder oder Ausgeschlossene, der 
Opportunismus zum Eintritt in die an der Macht befindliche Partei so begünstigt. 
Falsches Verhältnis zwischen den Parteien der Internationale.
Gleichartige Abweichungen ergaben sich im Innern Russlands, wo sich, zum ersten 
Mal in der Geschichte, das nicht einfache Problem der Organisation und Disziplin 
innerhalb der kommunistischen Partei stellte, die vollständig an die Macht 
gekommen ist und die natürlich ihre eigenen Kräfte enorm anwachsen sah. Allein 
die Schwierigkeiten zwischen dem inneren gesellschaftlichen Kampf für eine neue 
Wirtschaft und dem revolutionären politische Kampf im Ausland verursachten 
selbst strittige Meinungen und Strömungen zwischen den Bolschewiki der alten 
Garde und den neuen Mitgliedern. Es geschah, dass die Führungsgruppe der Partei, 
die außer dem Partei- auch den gesamten Staatsapparat kontrollierte, sich im 
Durchsetzen der eigenen Meinung oder der der Mehrheit, die sich in der Führung 
herausschälte, nicht darauf beschränkte, sich der aus der Parteilehre, ihrer 
Kampftradition und aus der Einheit und des organischen Charakters der 
internationalen revolutionären Bewegung abgeleiteten Vorgehensweise zu bedienen, 
sondern sie begann, die Opposition und Proteste seitens der Parteimitglieder zu 
unterdrücken und schlug diese mittels vom Staatsapparat verübten Maßnahmen. Man 
behauptete, dass es eine revolutionäre Notwendigkeit sei, dass der Ungehorsam 
gegenüber der Parteizentrale nicht nur durch parteiinterne Maßnahmen bis hin zum 
Parteiausschluss zu ahnden sei, sondern betrachtete diesen Ungehorsam auch als 
eine Verletzung der Ordnung des revolutionären Staates. Ein gleichartiges 
falsches Verständnis zwischen den zwei Organen Staat und Partei lag 
offensichtlich in der Möglichkeit für die Gruppe, die beide beherrschte, 
jegliches Verlassen der der Partei seit dem Ende der vorrevolutionären Epoche 
und der gesamten proletarischen Weltbewegung gehörenden historischen Linie und 
grundsätzlichen Weisungen durchzusetzen.
     Die Partei muss als ein in 
seiner Aktion und in seiner Lehre einheitlicher Organismus aufgefasst werden, 
das Dazugehören erlegt den Führern und Parteigenossen bindende Verpflichtungen 
auf, aber der Akt des Beitritts (oder des Austritts) erfolgt ohne jeglichen 
Einsatz physischen Zwangs, und dies muss auf diese Weise vor, während und nach 
der Eroberung der Macht vonstattengehen. Die Partei leitet, so wie sie allein 
und selbständig den Kampf der ausgebeuteten Klasse zum Sturz des 
kapitalistischen Staates geführt hat, auf gleiche Weise allein und selbständig 
den Staat des revolutionären Proletariats; aber der Staat (wegen seiner 
Eigenschaft als historisch vorübergehendes revolutionäres Organ) kann keine 
gesetzlichen oder polizeilichen Eingriffe gegen Parteimitglieder oder -gruppen 
durchführen, ohne dass dies nicht ein Hinweis auf eine schwere Krise wäre. 
Sobald derartige Maßnahmen um sich griffen, bewahrheitete sich der 
opportunistische Einfluss auf die Partei seitens Elementen, die kein anderes 
Ziel hatten, als Vorteile zu erlangen oder ihre Interessen vom Staatsapparat 
toleriert zu sehen; und man billigte bedenkenlos solche verderblichen Beitritte. 
Während sich der Staatsapparat nicht anschickte zu schrumpfen, erlebte man eine 
schädliche „Aufblähung“ der Partei an der Macht.
     Diese mechanische 
Umkehrung des Einflusses erlaubte es, dass es den Heterodoxen [Irrgläubigen] 
gelang, die Orthodoxen [Strenggläubigen] aus der Führung, aus der Partei, aus 
dem Sowjetstaat zu verjagen, dass die Verräter der revolutionären Grundsätze 
deren Verteidiger lähmten und schließlich gegen sie prozessieren und sie richten 
konnten, auch diejenigen, die viel zu spät das nicht wiedergutzumachende 
Abrutschen bemerkten.
Tatsächlich löste die politische Regierung, die in 
sämtlichen Kampf- und Widerstandsverhältnisse zu den inneren feindlichen Kräften 
als auch zu den äußeren bürgerlichen Regierungen stak und ihnen ausgesetzt war, 
die Aufgaben und diktierte diese Lösungen dem Organisations- und Leitungszentrum 
der russischen Partei; diese wiederum dominierte und manipulierte leicht und wie 
sie wollte, in der Organisation wie auf den internationalen Kongressen, die 
Parteien der anderen Länder und die Direktiven der Komintern, die immer mehr 
nach Anpassung und Eklektizismus rochen.
     Die Italienische Linke vertrat 
stets, ohne die revolutionären historischen Verdienste der russischen Partei zu 
bezweifeln, die die erste lokale Revolution zum Sieg geführt hatte, dass die 
Beiträge der anderen sich im offenen Kampf mit der bürgerlichen Herrschaft 
befindlichen Parteien unverzichtbar blieben. Es war von daher erforderlich, dass 
die Hierarchie zur Findung von Lösungen für die internationalen und 
russischen Probleme der Aktion folgende sein musste: die Internationale der 
kommunistischen Parteien der Welt; ihre einzelnen Sektionen, darunter die 
russische; für die russische Politik die kommunistische Partei als 
Ausführungsorgan der Parteidirektiven. Mit einer anderen Abfolge konnten der 
internationalistische Charakter der Bewegung und ihre revolutionäre Schlagkraft 
nur in Gefahr bleiben.
     Selbst Lenin hat sehr oft eingeräumt, dass, wenn 
sich die Revolution europa- oder weltweit ausdehnt, die russische Partei nicht 
auf den zweiten, sondern höchstens auf den vierten Platz in der politischen und 
sozialen Gesamtleitung der kommunistischen Revolution rutschen würde. Und nur zu 
dieser Bedingung ließ sich ein mögliches Auseinanderlaufen der Interessen des 
russischen Staates und der Ziele der kommunistischen Weltrevolution vermeiden.
    
17. Entscheidendes Auftreten 
der dritten opportunistischen Welle und Entartung der proletarischen Partei; 
gegenüber den unterdrückerischen und totalitären bürgerlichen Herrschaftsformen 
(Faschismus, Nazismus, Falangismus usw.) keine proletarische Gegenoffensive 
sondern Verteidigung liberaler bürgerlicher Positionen; Abschwören von den 
Grundsätzen und der geschichtlichen Kontinuität, Zerfall der kommunistischen 
Reife der Parteien.
Es ist nicht möglich, den Zeitpunkt des Beginns 
der dritten opportunistischen Welle exakt auszumachen, der dritten 
Entartungskrankheit der proletarischen Weltpartei, folgend auf diejenige, die 
Marx Internationale lähmte und die andere, die die zweite sozialistische 
Internationale schändlich zu Fall brachte. Aus den taktischen, politischen und 
organisatorischen Abweichungen, wie sie in den Punkten 11, 12, 13, 14, 15 und 16 
behandelt sind, folgt der Fall in den blanken Opportunismus mit der Haltung, die 
Moskau gegenüber dem Auftauchen totalitärer bürgerlicher Regierungsformen und 
der Unterdrückung der revolutionären Bewegung eingenommen hat. Letztere folgten 
auf die Zeit der großen proletarischen Attacken (die sich nach dem Ersten 
Weltkrieg in Deutschland, Italien, Ungarn, Bayern, den Balkanländern usw. 
entfesselten), und sie wurden mit marxistisch zweifelhaften Formeln definiert, 
auf wirtschaftlichem Gebiet als eine Unternehmeroffensive, die darauf abzielt, 
den Entlohnungsgrad der arbeitenden Klassen zu senken, auf politischem Gebiet 
als einen Vorstoß, die demokratischen und liberalen Freiheiten zu unterdrücken, 
welche für ein günstiges Umfeld eines Vormarschs des Proletariats gehalten 
wurden, wo doch der Marxismus dies traditionell als die übelste Atmosphäre der 
Korruption der Revolution ansieht. Es handelte sich im Gegenteil um die völlige 
Verwirklichung der großen, vom Marxismus (und nur von ihm) vorhergesehenen 
historischen Begebenheit: die wirtschaftliche Konzentration, die den 
gesellschaftlichen und weltweiten Charakter der kapitalistischen Produktion klar 
herausstellte, zwang diese dazu ihren Mechanismus zu vereinigen und die 
Konsequenzen auf dem Gebiet der Politik und des sozialen Kriegs, die aus der 
erwarteten Entscheidungsschlacht der Klassen herrührten, entsprachen derjenigen 
Alternative, in der der Druck des Proletariats beständig unter dem 
Verteidigungspotential des kapitalistischen Klassenstaats blieb.
     Man fiel 
seitens der Führer der Internationale, wegen einer groben geschichtlichen 
Verwechslung mit der russischen Kerenski-Periode, nicht nur in einen schweren 
Fehler theoretischer Interpretation, sondern auch in eine folgerichtige und 
unvermeidliche Umwälzung der Taktik. Man entwarf für das Proletariat und die 
kommunistischen Parteien eine defensive und konservative Strategie und riet 
ihnen, mit allen weniger zum Krieg gerüsteten und aufgeklärten (und gerade 
deswegen zum Verbündeten weniger geeigneten) bürgerlichen Gruppen Fronten zu 
bilden, die unterstützen, dass den Arbeitern unmittelbare Vorteile zu 
gewährleisten sind und dass den breiten Volksschichten das Wahlrecht und die 
Versammlungsfreiheit usw. nicht gestrichen wird. Einerseits verstand man damit 
nicht, dass der Faschismus und Nationalsozialismus gar nichts zu tun hatten mit 
einer Rückkehr von despotischen und feudalen Regierungsformen und noch weniger 
mit einer Vorherrschaft vorgeblich rechter bürgerlicher Schichten, die zu der 
vorgeschrittensten kapitalistischen Klasse der großen Industrie in Opposition 
stehen, oder mit einem Versuch einer autonomen Regierung der zwischen 
Proletariat und Unternehmertum angesiedelten Klassen; andererseits verstand man 
nicht, dass während sich der Faschismus der dreckigen parlamentarischen Maske 
entledigte, dieser das volle Erbe des pseudomarxistischen sozialen Reformismus 
antrat und er, durch eine Serie von Maßnahmen und Eingriffen des Klassenstaats, 
im Interesse der Erhaltung des Kapitalismus, der Arbeiterschaft und den anderen 
schlechter gestellten Klassen nicht nur die mindesten, sondern eine ganze Reihe 
sozialer Fortschritte und Unterstützungsleistungen sicherte. Es wurde die Losung 
des Kampfs um die Freiheit ausgegeben und 1926 vom Vorsitzenden der 
Internationale der italienischen Partei auferlegt, in deren Reihen quasi die 
Gesamtheit der Mitglieder gegen den schon seit vier Jahren sich an der Macht 
befindlichen Faschismus eine selbständige Klassenpolitik führen wollte, aber 
nicht eine Blockpolitik mit allen demokratischen und gar monarchistischen und 
katholischen Parteien, um mit ihnen die Wiedereinführung der verfassungsmäßigen 
und parlamentarischen Garantien zu fordern. Die italienischen Kommunisten 
wollten von da an die Inhalte der antifaschistischen Opposition aller 
mittelbürgerlichen, kleinbürgerlichen und pseudoproletarischen Parteien 
ausschließen; und sie sahen umsonst voraus, seitdem, dass jede revolutionäre 
Energie Schiffbruch erleidet, die den Weg der Entartung einschlägt, der 
schließlich bei den Nationalen Befreiungskomitees endet.
     Die Politik der 
kommunistischen Parteien ist von Natur aus offensiv und in keinem Fall darf sie 
für die illusorische Erhaltung von Bedingungen kämpfen, die den kapitalistischen 
Institutionen eigen sind. Wenn in der Zeit vor 1871 das Proletariat an der Seite 
der Bourgeoisie kämpfen konnte, dann geschah dies nicht, weil es gegebene 
Positionen verteidigen oder den Rückfall erreichter geschichtlicher Formen 
verhindern konnte, sondern deshalb, weil es vorhergehende historische Formen 
zerschlagen und überwinden konnte. In den Tageskämpfen wie in der allgemeinen 
Weltpolitik hat das Proletariat, das nichts zu verlieren hat, nichts zu 
verteidigen und seine Aufgabe besteht einzig im Angriff und der Eroberung. In dem Auftauchen der Erscheinungen des Kapitalismus wie Konzentration, 
Vereinheitlichung und Totalitarismus muss die Partei vor allem erkennen, dass 
dies gerade der völlige Sieg ihrer theoretischen Lehre bedeutet und sie sich von 
daher nur noch um das tatsächliche Kräfteverhältnis für die Schlachtordnung im 
revolutionären Bürgerkrieg kümmern muss, ein Kräfteverhältnis, das die Wellen 
opportunistischer und versöhnlerischer Entartung - und nur sie alleine - bis 
heute ungünstig werden ließen; die Partei muss das Mögliche tun, um den Endkampf 
zu entfesseln, und wo sie dies nicht kann, muss sie der Niederlage die Stirn 
bieten, sie darf aber nie ein kleinmütiges und defätistisches 
vade retro 
satana [„Weiche zurück, Teufel“] ausstoßen, das einem dümmlichen Erflehen 
von Toleranz und Gnade beim Klassenfeind gleichkommt.
    
18. In der modernen Phase 
des „unwiderruflichen“ Kapitalismus waren die Aufstandsbündnisse (Spanien, 
Résistance, Partisanenbewegung) Verrat und Klassenkollaboration. 
In 
der zweiten der großen geschichtlichen Wellen des Opportunismus kam der Verrat 
in humanitären, philanthropischen und pazifistischen Formen daher und spitzte 
sich in der Diffamierung der Methode des Aufstands und bewaffneten Aktion zu (um 
dann in der Verteidigung der legalen und staatlichen Kriegsgewalt zu münden); in 
der dritten Entartungswelle ist ein neuer Fakt, dass der Verrat an und die 
Abweichung von der klassengemäßen revolutionären Linie sich auch in Formen wie 
Bürgerkrieg und Gefechtsaktionen ausdrückte. Die Kritik der Abweichung von der 
Klassenlinie bleibt in dieser Phase dieselbe, gerichtet gegen gemeinsame 
Fronten, Blöcke, Allianzen zu rein propagandistischen oder parlamentarischen 
Zwecken, genauso wenn es sich um zwitterhafte Geheimabsprachen mit der 
kommunistischen Partei fremden Bewegungen handelt, um in einem Lande eine 
Regierung durch die andere abzulösen, in einem militärischen Kampf, der auf 
Eroberung von Territorium und Machtpositionen basiert. Daher bedeutete die ganze 
Bündnispolitik im spanischen Bürgerkrieg, zustande gekommen in 
zwischenstaatlichen Friedenszeiten, wie die ganze Bewegung der Partisanen oder 
des sogenannten Widerstands gegen die Deutschen oder die Faschisten, 
veranstaltet während des zwischenstaatlichen Kriegszustands im Zweiten 
Weltkrieg, unwiderruflich und trotz des Waffeneinsatzes ein Verrat des 
Klassenkampfs und eine Form der Kollaboration mit kapitalistischen Kräften. 
Falls die Weigerung der kommunistischen Partei, sich zwischen- und 
überparteilichen Komitees unterzuordnen, lediglich noch unerbittlicher 
werden muss, dann, wenn man vom Boden der gesetzlich erlaubten Agitation auf den 
wichtigen und vorrangigen Boden der verdeckten Bewegung und zur Vorbereitung der 
Waffen und Aufstellung der Kämpfer überwechselt, ein Terrain, auf dem es 
kriminell wäre, irgendetwas mit nicht klassengemäßen Bewegungen gemein zu haben. 
Es ist nicht nötig, darauf hinzuweisen, dass alle diese Geheimabsprachen sich im 
Falle der Niederlage in der Rache an den Kommunisten auflösten, im Falle eines 
scheinbaren Sieges in der vollständigen Entwaffnung des revolutionären Flügels 
und in der Entartung seiner Partei, um neuen legalen und konsolidierten 
Bedingungen bürgerlicher Ordnung Platz zu machen.
    
19. Verleugnung der 
konterrevolutionären Grundsätze und Politik während des Zweiten Weltkriegs. 
Während des deutsch-russischen Bündnisses Erklärung des imperialistischen 
Charakters des Krieges und Empfehlung des Defätismus in England und Frankreich. 
Während des Bündnisses mit dem anglo-amerikanischen Imperialismus Erklärung des 
demokratischen Charakters des Krieges. Zerstörung jeglicher europäischer und 
russischer revolutionären geschichtlichen Tradition. Völliger Zusammenbruch der 
revolutionären Reife der kommunistischen Parteien.
Nach dem Ausbruch 
des Zweiten Weltkriegs wurden allen genannten Manifestationen des Opportunismus 
in der den europäischen Parteien aufgezwungenen Taktik und in der Regierungs- 
und Polizeipraxis in Russland die Krone aufgesetzt durch die vom russischen 
Staat gegenüber den anderen kriegsführenden Staaten eingeschlagene Politik und 
den von Moskau den kommunistischen Parteien gegebenen Weisungen. Dass diese in 
allen Ländern den Kriegsbeitritt abgelehnt und daraus Nutzen gezogen hätten, um 
eine defätistische Klassenaktion in Gang zu bringen, mit dem Ziel, den Staat 
niederzuwerfen, das kam nicht vor. Mehr noch, in einer ersten Phase wurde von 
Russland ein Vertrag mit Deutschland geschlossen und dann, nachdem man 
anordnete, dass die deutsche Sektion nichts gegen die hitlersche Macht 
unternimmt, wagte man, den französischen Kommunisten eine angeblich marxistische 
Taktik vorzuschreiben, da man den Krieg der englischen und französischen 
Bourgeoisie für imperialistisch erklärte und so diese Parteien aufforderte, 
illegale Aktionen gegen Staat und Armee auszuführen; aber sobald sich der 
russische mit dem deutschen Staat in einer militärischen Auseinandersetzung 
befand und von daher Interesse an der Schlagkraft aller Kräfte hatte, die sich 
gegen diesen schlugen, erhielten die Parteien Englands, Frankreichs usw. 
gegenteilige Weisung und den Befehl, zur Front der Nationalverteidigung 
überzugehen (genauso wie es die Sozialisten, von Lenin scharf verurteilt, 1914 
gemacht hatten). Aber man stellte auch jegliche theoretische historische 
Position auf den Kopf und erklärte, dass der Krieg der Westmächte gegen 
Deutschland kein imperialistischer Krieg wäre, sondern ein Krieg um Freiheit und 
Demokratie, und dies 
dès le début, von Anfang an, seit 1939, seit der 
Konflikt ausgebrochen und die gesamte pseudokommunistische Presse und Propaganda 
gegen England und Frankreich lanciert worden war! Es ist also klar, dass die 
Kräfte der kommunistischen Internationale, die an einem bestimmten Zeitpunkt 
formell liquidiert wurde, um den imperialistischen Mächten eine bessere Gewähr 
dafür zu geben, dass die kommunistischen Parteien ihrer Länder völlig im Dienst 
ihrer jeweiligen Nationen und Vaterländer waren, in keinem Abschnitt des langen 
Krieges dazu gebraucht wurden, den Sturz einer kapitalistischen Macht und die 
Bedingungen einer Machteroberung seitens der Arbeiterklasse herbeizuführen: sie 
wurden, im Gegenteil, nur stets in offener Zusammenarbeit mit einer 
imperialistischen Gruppe benutzt, und darüber hinaus erprobte man die 
Zusammenarbeit mit dieser oder jener Gruppe, jenachdem sich die nationalen und 
militärischen Interessen Russlands veränderten. Dass es sich nicht mehr nur um 
eine einfache, wenn auch enorm übertriebene opportunistische Taktik handelte, 
sondern um eine völlige Aufgabe der historischen Positionen, ergibt sich aus der 
Dreistigkeit mit der die Definition der bürgerlichen Mächte politisch verändert 
wurde. Frankreich, England und Amerika, von 1939-1940 imperialistisch und 
plutokratisch, werden in den darauffolgenden Jahren hingegen Vertreter des 
Fortschritts, der Freiheit und der Zivilisation und haben mit Russland das 
Programm der Neuordnung der Welt gemeinsam. Aber eine solch erstaunliche 
Umwandlung, die man mit marxistischen und leninistischen Texten und Lehren in 
Einklang zu bringen sich anmaßt, hat niemals definitiven Charakter, denn die 
ersten Meinungsverschiedenheiten seit 1946 und danach und die ersten lokalen 
Konflikte in Europa und Asien genügten, um die gleichen Staaten mit den 
glühendsten Ausdrücken in den schändlichen Höllenkreis des Imperialismus 
zurückzuschicken.
     Es ist von daher überhaupt kein Wunder, wenn die 
Wagnisse, denen die in Moskau in den Jahren 1919-1920 vereinten revolutionären 
Parteien ausgesetzt waren und die im Verlaufe von dreißig Jahren in diesen 
Parteien jeglichen Überrest revolutionären Klassencharakters zerstört hatten, in 
„zunehmendem“ Rhythmus voranschritten, von den Kontakten mit den tags zuvor noch 
zurückgestoßenen Sozialverrätern und Sozialpatrioten zu den Einheitsfronten, zu 
den Experimenten der auf die Diktatur verzichtenden gemeinsamen 
Arbeiterregierungen, zu den Blöcken mit weiteren Parteien des Kleinbürgertums 
und der Demokratie, und schließlich zur vollständigen Unterwerfung unter die 
Kriegspolitik der kapitalistischen Mächte, die heute offen nicht nur als 
imperialistisch, sondern gleichen Maßes wie seinerzeit Deutschland oder Italien 
als „faschistisch“ angesehen werden.
    
20. In der dritten 
historischen Welle des Opportunismus erfolgte eine Synthese der verderblichen 
Kennzeichen der zwei vorhergehenden: Beteiligung an konstitutionellen 
Einheitsregierungen, nicht nur Empfehlung des legalen Kampfes sondern 
Verleugnung der Notwendigkeit des revolutionären Wegs zur Machtübernahme seitens 
der Arbeiter; nicht nur Verzicht auf Störung jeder Regierung, sondern 
Beteiligung an im Krieg gebildeten Regierungen zur nationalen Verteidigung - 
gestern für die Achsenmächte, heute für den Westen - bis hin zur formellen 
Liquidation der Komintern. Klare Voraussicht des noch größeren Schadens der 
proletarischen Klassenkräfte im Vergleich zu den zwei vorhergehenden Wellen.
Die dritte historische Welle des Opportunismus vereinigt die verderblichsten 
Züge der zwei vorhergehenden Wellen in sich, im gleichen Maß wie der heutige 
Kapitalismus alle seine Entwicklungsphasen enthält.
     Die opportunistischen 
Parteien, mit all den ausdrücklich bürgerlichen Parteien in den nationalen 
Befreiungskomitees verbunden, beteiligen sich zusammen mit diesen, nach 
Beendigung des Zweiten Weltkriegs, an verfassungsmäßigen Regierungen. In Italien 
beteiligen sie sich sogar an monarchistischen Kabinetten und vertagen die 
institutionelle Frage der Staatsform auf einen „passenderen“ Moment. Folglich 
verneinen sie den Gebrauch revolutionärer Methoden zur Eroberung der politischen 
Macht seitens des Proletariats und befürworten die Notwendigkeit des 
parlamentarischen und legalen Kampfes, dem alle klassenmäßigen Impulse des 
Proletariats im Hinblick auf einen pazifistischen und 
parlamentarisch-mehrheitlichen Weg der Gewinnung politischer Macht untergeordnet 
werden. Sie postulieren die Beteiligung an Regierungen der nationalen 
Verteidigung, verhindern jede Störung der kriegführenden Regierungen, wie sie 
sich während des ersten Kriegsjahrs schwer davor hüteten, die faschistischen 
Regierungen zu sabotieren, sondern überdies deren Kriegsfähigkeit durch 
Lieferung von Grundbedarfsartikeln nährten.
     Der Opportunismus folgt seinem 
verhängnisvollen Verlauf und opfert dem Imperialismus, dem Klassenfeind des 
Proletariats auch formell die 3. Internationale zur „weiteren Verstärkung der 
Einheitsfront der Alliierten und der anderen angegliederten Nationen“. So 
bewahrheitete sich die historische Vorhersage der Italienischen Linken, 
vorausgesehen in den ersten Lebensjahren der 3. Internationale. Es war 
unvermeidlich, dass die Riesenhaftigkeit des Opportunismus in der 
Arbeiterbewegung zur Vernichtung aller revolutionären Ansprüche führen würde.
    
Die Wiederherstellung der Klassenkraft des Weltproletariats stellt sich daher 
als stark verzögert und schwierig heraus und erfordert eine größere Anstrengung.
    
21. Unvermeidliche 
Konsequenz des Masseneinflusses, einerseits der alten sozialistischen Parteien, 
andererseits der noch kommunistisch genannten Parteien (die aber gegenüber den 
revolutionären Methoden und Grundsätzen eine defätistische Politik entfalteten), 
ist die Unmöglichkeit jeglichen ernsthaften Angriffs auf die bürgerliche Macht 
nach dem Zweiten Weltkrieg, weder in den siegreichen und mit Russland 
verbündeten, noch in den besiegten Ländern, die mit Russlands Einvernehmen und 
Teilnahme zu konterrevolutionären Zwecken besetzt wurden.
Der 
konterrevolutionäre Einfluss auf das Weltproletariat verstärkte und vertiefte 
sich durch die direkte Teilnahme der opportunistischen Parteien an der Seite der 
Siegerstaaten des Zweiten Weltkriegs und führte zur militärischen Besetzung der 
besiegten Länder, um die Erhebung der ausgebeuteten Massen zu verhindern. Diese 
Besetzungen wurden mit konterrevolutionärer Zielsetzung von allen sogenannten 
sozialistischen und kommunistischen Parteien während der Konferenzen von Yalta 
und Teheran akzeptiert und gerechtfertigt. Man verhinderte so, in den besiegten 
wie den gesiegt habenden Ländern, jede ernsthafte Möglichkeit eines 
revolutionären Angriffs auf die bürgerliche Macht. So erwies sich die Position 
der Italienischen Linken als richtig, welche, den Zweiten Weltkrieg für 
imperialistisch haltend und die militärische Besetzung der besiegten Länder für 
konterrevolutionär, die absolute Unmöglichkeit einer unvermittelten 
Wiederaufnahme der Revolution vorhersah.
    
22. Falsche Theorie von der 
Koexistenz zwischen der Welt der kapitalistischen und der sozialistischen 
Staaten, Maske für die Realität des kapitalistischen Inhalts des 
gesellschaftlichen Aufbaus der russischen Staatsmacht. Ein proletarischer Staat 
(der heute nicht existiert) erklärt und unterhält den Klassenkrieg im Innern der 
bürgerlichen Länder, wenn er nicht zum heiligen Krieg der sozialistischen Länder 
gegen die kapitalistischen Nationen aufruft.
In perfekter 
Übereinstimmung mit der ganzen immer offener konterrevolutionär werdenden 
Vergangenheit erneuerten Russland und die Tochterparteien die Theorie der 
beständigen Kollaboration zwischen den Klassen und postulierten die friedliche 
Koexistenz in der Welt zwischen den kapitalistischen und sozialistischen 
Staaten. Der Kampf zwischen den Staaten wurde durch den friedlichen Wettbewerb 
der Staaten ersetzt und wieder einmal die revolutionäre marxistische Lehre 
begraben. Ein sozialistischer Staat, wenn er nicht den heiligen Krieg gegen die 
kapitalistischen Staaten ausruft, erklärt und unterhält den Klassenkrieg im 
Innern der bürgerlichen Länder und bereitet das Proletariat, in Theorie wie 
Praxis, auf den Aufstand vor; er ist dabei in völliger Übereinstimmung mit dem 
Programm der kommunistischen Parteien, die es nicht verschmähen, ihre An- und 
Absichten offen kundzutun (»Manifest der Kommunisten“, 1848) und eben deshalb 
die gewaltsame Zerschlagung der bürgerlichen Macht lehren und voraussetzen.
    
Die Staaten und Parteien also, die nur die „Koexistenz“ und den Wettbewerb 
zwischen den Staaten ins Auge fassen, statt die absolute Unvereinbarkeit 
zwischen zwei feindlichen Klassen zu propagieren und den bewaffneten Kampf für 
die Befreiung des Proletariats vom kapitalistischen Joch, sind in Wirklichkeit 
weder revolutionäre Staaten noch revolutionäre Parteien und ihre Phraseologie 
maskiert den kapitalistischen Gehalt ihres Gefüges.
Die Fortdauer dieser 
Ideologie im Proletariat bedeutet einen tragischen Verzug, ohne dessen 
Überwindung es keine Wiederaufnahme des Klassenkampfs geben wird.
     23. Zurückweisung der 
pazifistischen Methoden, mit denen man die skandalösen Schwenks in der Bewertung 
des imperialistischen amerikanischen Kapitalismus verdecken will, der gestern 
als Retter des europäischen Proletariats angerufen wurde und heute bezeichnet 
wird mit allen Kennzeichen der offensichtlichen Ausbeutung und Angriffslust, die 
von Beginn an bestanden haben und nach der Intervention im Ersten Weltkrieg 
immens gesteigert wurden.
Der politische Opportunismus der dritten 
Welle zeigt sich noch gemeiner und schändlicher als die Vorausgegangenen, und er 
fischt in noch widerwärtigeren Gewässern: dem Pazifismus. Das Spielen mit dem 
Pazifismus, um dann erneut zum Partisanentum zurückzukehren, verdeckt die 
dreifache unglaubliche Wendung in der Einschätzung des imperialistischen anglo- 
amerikanischen Kapitalismus: imperialistisch 1939, demokratisch und „Befreier“ 
des europäischen Proletariats 1942, und heute von neuem imperialistisch. Was den 
reaktionären und imperialistischen Charakter betrifft, zeigte der amerikanische 
Kapitalismus, wenn auch in geringerem Maß, dass er schon zu Zeiten des 
imperialistischen Ersten Weltkriegs eine mächtige Lebensfähigkeit besaß: ein 
Aspekt, der mehrere Male von Lenin und der 3. Internationale während der 
siegreichen Periode des revolutionären Kampfes ins Licht gerückt wurde. Unter 
Ausnutzung des Eindrucks, den der Pazifismus auf das Proletariat macht, trotz 
der Offensichtlichkeit, dass dieser untrennbar vom sozialen Pazifismus ist, übt 
der Opportunismus auf es einen unbestreitbaren feinverzweigten Einfluss aus.
    
Die Verteidigung des Friedens und des Vaterlandes, propagandistische Elemente, 
die allen Staaten und Parteien gemein sind, die in der UNO fortleben, einer 
Neuauflage des Völkerbunds, einer „Räuber“-Gesellschaft nach leninistischer 
Definition, bilden die Prinzipien des Opportunismus und beruhen auf der 
Klassenkollaboration.
     Die heutigen Opportunisten beweisen, dass sie um Längen 
außerhalb des revolutionären Prozesses und sogar tiefer als die Utopisten 
Saint-Simon, Owen, Fourier und selbst Proudhon stehen.
     Der revolutionäre 
Marxismus weist den Pazifismus als Theorie wie als Propagandamittel zurück und 
ordnet den Frieden der gewaltsamen Zerschlagung des Weltimperialismus unter: es 
wird keinen Frieden geben, solange das Proletariat der Welt nicht von der 
bürgerlichen Ausbeutung befreit ist. Außerdem entlarvt er den Pazifismus als 
Waffe des Klassenfeinds, um das Proletariat zu entwaffnen und es dem Einfluss 
der Revolution zu entziehen.
    
24. Zurückweisung der eindeutigen
Theorie Klassenkollaboration innerhalb der nationalen Regime, die
lediglich bedingt ist durch den vermiedenen offenen Krieg zwischen dem
Westen und Russland und von einer Ausrichtung auf eine verschwommene
Demokratisierung und Reformismus im Rahmen der verfassungsmäßigen
Ordnung, was einer Entwaffnung der revolutionären Kräfte entspricht,
die noch schändlicher ist als die, die der Bourgeoisie von den
Sozialpatrioten 1914 angeboten wurde oder von den Ministerialisten à la
Millerand, Bissolati, Vandervelde, MacDonald und Konsorten, die von
Lenin und der Dritten Internationale bekämpft wurden.
Das Brückenschlagen zu den Parteien des Imperialismus zur Bildung gemeinsamer 
nationaler Regierungen der „nationalen Einheit“ zwischen den Klassen ist nunmehr 
zur gewohnten Praxis geworden, und der stalinistische Opportunismus verwirklicht 
diese Bestrebungen in der höchsten zwischenstaatlichen Organisation, der UNO, 
und verkündet eine stets umfassendere unbegrenzte Kollaboration zwischen den 
Klassen, unter der Bedingung, dass ein Krieg zwischen den zwei konkurrierenden 
imperialistischen Blöcken vermieden wird und dass die Unterdrückungsapparate der 
Staaten mit verschwommener Demokratie und Reformismus getarnt werden.
     Da, 
wo der Stalinismus unbestritten herrscht, hat er diese Voraussetzungen 
geschaffen und nationale Machtblöcke eingeweiht, in denen alle 
Gesellschaftsklassen vertreten sind. Mit diesen bildet er sich ein, die 
jeweiligen konkurrierenden Interessen in Einklang zu bringen, wie es der Block 
der vier Klassen in China beweist, wo das Proletariat, weit davon entfernt, die 
Macht erobert zu haben, den unaufhörlichen Druck des jungen 
Industriekapitalismus erleiden muss und die Kosten des „nationalen 
Wiederaufbaus“ zahlt, im selben Maß wie die Proletarier aller anderen Länder der 
Welt.
     Die der Bourgeoisie von den Sozialpatrioten à la Millerand, 
Bissolati, Vandervelde, MacDonald usw. angebotene Entwaffnung der revolutionären 
Kräfte, von Lenin und der 3. Internationale gegeißelt und bekämpft, verblasst 
angesichts des schändlichen und unverschämten Kollaborationismus der heutigen 
Sozialpatrioten und Ministerialisten. Die Italienische Linke verwirft aus noch 
gewichtigeren Gründen, als sie den „Arbeiter-und-Bauern-Regierungen“ - einer 
Ersetzung oder Verdopplung der Diktatur des Proletariats, und also 
missverständlich und zweideutig oder von der proletarischen Diktatur verschieden 
und also unannehmbar - entgegenstellte, die offene Theorie der 
Klassenzusammenarbeit, auch wenn diese nur als Übergangstaktik aufgestellt wird, 
und fordert für das Proletariat und die Klassenpartei das unbedingte Monopol des 
Staats und seiner Organe, ihre einheitliche und unteilbare
Klassendiktatur.
4. Teil - TÄTIGKEIT DER PARTEI IN ITALIEN UNDANDEREN LÄNDERN 1952
Die Geschichte der 
revolutionären proletarischen Bewegung zeigt, dass es im Verlauf der 
kapitalistischen Periode Phasen großer Spannung und des Voranschreitens gibt; 
Phasen des plötzlichen oder langsamen Zurückweichens (aufgrund einer Niederlage 
oder Zersetzung); und Phasen des langen Abwartens vor einer Wiederaufnahme der 
Bewegung.
Aus der richtigen Bewertung des historischen Determinismus 
lässt sich schließen, dass, während die Entwicklung der kapitalistischen 
Produktionsweise in einzelnen Ländern wie ihre Verbreitung auf der ganzen Welt 
in technischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht nahezu 
pausenlos voranschreitet, sich die Alternative der anstürmenden Klassenkräfte in 
der Wechselfolge des allgemeinen geschichtlichen Kampfes verbinden, vermittels 
den gewonnenen wie den verlorenen Kämpfen und Fehlern der strategischen 
Methoden.
Die Partei entwickelt ihre Analysen, Vergleiche und Urteile der 
vergangenen und gegenwärtigen Ereignisse mit dem Ziel, diese Thesen zu 
bestätigen; sie schließt jegliche Theorieausarbeitung aus, die darauf abzielt, 
neue Theorien zu entwickeln und geht davon aus, dass sich die Gegebenheiten 
nicht ohne diese grundlegenden Thesen erklären lassen.
    
1. Die Geschichte des 
Kapitalismus weist seit dessen Entstehen eine unregelmäßige Entwicklung mit 
einem Rhythmus periodischer Krisen auf, von denen Marx feststellte, dass sie 
ungefähr alle zehn Jahre stattfinden und von Perioden fortschreitender 
intensiver Entwicklung gefolgt werden.
     Die Krisen sind untrennbar mit dem 
Kapitalismus verbunden, der trotzdem nicht aufhört zu wachsen, sich auszudehnen 
und aufzublähen; solange, bis die reifen Kräfte der Revolution ihm den Todesstoß 
versetzen. Gleichzeitig zeigt die Geschichte der proletarischen Bewegung, dass 
es im Verlauf der kapitalistischen Periode Phasen eines großen Drucks und 
Vorwärtskommens gibt, Phasen eines plötzlichen oder langsamen Rückzugs aufgrund 
Entartungen und Niederlagen, und Phasen langen Wartens vor der Wiederaufnahme 
des Kampfs. Die Pariser Kommune wurde gewaltsam niedergeworfen und auf sie 
folgte eine Periode einer relativ friedlichen Entwicklung des Kapitalismus, 
während der eben darum revisionistische und opportunistische Theorien 
entstanden, Beweis für das Zurückweichen der Revolution.
     Die 
Oktoberrevolution wurde durch einen langsamen Rückbildungsprozess 
niedergeworfen, der in der gewaltsamen Beseitigung ihrer überlebenden 
Instrumente gipfelte. Seit 1917 ist die Revolution die große Abwesende und noch 
heute erscheint die Wiederaufrichtung der revolutionären Kräfte nicht 
bevorzustehen.
2. Ungeachtet dieser Rückschritte dehnt sich die kapitalistische Produktionsform aus und setzt sich in technischer und sozialer Hinsicht in allen Ländern ohne Unterlass durch. Dahingegen stimmen die Alternativen der anstürmenden Klassenkräfte überein mit den Wechselfällen des allgemeinen historischen Kampfs, mit dem in den Anfängen der bürgerlichen Vorherrschaft über die feudalen und vorkapitalistischen Klassen bereits angelegten Gegensatz und mit dem politischen Entwicklungsprozess der zwei entgegenstehenden geschichtlichen Klassen, der Bourgeoisie und dem Proletariat; ein von Niederlagen und Siegen und von Fehlern in der taktischen und strategischen Methode gezeichneter Prozess. Die ersten Gefechte gehen zurück auf das Jahr 1789 und reichen über 1848, 1871, 1905, 1917 bis heute, währenddessen die Bourgeoisie, im gleichen ansteigenden Maß wie ihre wirtschaftliche Entwicklung, ihre Kampfwaffen gegen das Proletariat verfeinerte. Angesichts der Ausdehnung und Riesenhaftigkeit des Kapitalismus konnte das Proletariat seine Klassenkräfte nicht immer mit Erfolg anwenden, und es verfing sich nach jeder Niederlage im Netz des Opportunismus und des Verrats, und es blieb über einen immer längeren Zeitraum der Revolution fern.
    
3. Der Zyklus der erfolgreichen 
Kämpfe und der immer verheerenderen Niederlagen und der opportunistischen 
Wellen, in denen die revolutionäre Bewegung dem Einfluss der feindlichen Klasse 
unterliegt, stellt ein weites Feld nützlicher Erfahrungen für die Entwicklung 
und Heranreifung der revolutionären Kräfte dar.
     Nach Niederlagen ist der 
Neuanfang langwierig und schwer; in dieser Zeit zerreißt die Bewegung, auch wenn 
sie nicht an der Oberfläche der politischen Ereignisse erscheint, ihren Faden 
nicht, sondern sie hält, zusammengeschlossen in einem eingeschränkten Vortrupp, 
das revolutionäre Verlangen der Klasse aufrecht.
     Zeiten politischer 
Tiefs: von 1848 bis 1867, also von der zweiten Pariser Revolution zum Vorabend 
des preußisch-französischen Kriegs, wo die revolutionäre Bewegung fast 
ausschließlich von Marx, Engels und einem eingeschränkten Kreis von Genossen 
verkörpert wird. Von 1872 bis 1889: von der Niederlage der Pariser Kommune bis 
zum Beginn der Kolonialkriege und zum Wiederausbruch der kapitalistischen Krise, 
welche zum russisch-japanischen Krieg und schließlich zum Ersten Weltkrieg 
führt; während dieser Periode des rentrée [Wiederauftritts] der Bewegung wird 
der Kopf der Revolution von Marx und Engels repräsentiert. Von 1914 bis 1918, 
dem Zeitraum des Ersten Weltkriegs, währenddessen die 2. Internationale 
zusammenbrach, brachten Lenin und andere Genossen weniger Länder die Bewegung 
vorwärts. 1926 begann eine weitere für die Revolution ungünstige Periode, 
während ihr wurde der Sieg der Oktoberrevolution zunichtegemacht. Nur die 
Italienische Linke hat die Theorie des revolutionären Marxismus aufrechterhalten 
und nur in ihr hat sich die Voraussetzung für die Wiederaufnahme des 
Klassenkampfs abgesondert. Während des Zweiten Weltkriegs haben sich die 
Bedingungen für die Bewegung weiter verschlechtert, denn der Krieg zerrte das 
gesamte Proletariat in den Dienst des Imperialismus und des stalinistischen 
Opportunismus. Heute sind wir im Zentrum des Tiefs und ein Neubeginn der 
revolutionären Bewegung ist nicht anders als im Verlaufe vieler Jahre 
vorstellbar. Die Länge der Periode steht im Verhältnis zum Gewicht der 
Entartungswelle, wie auch zur immer stärker werdenden Konzentration der 
gegnerischen kapitalistischen Kräfte: der Stalinismus fasst die schlechtesten 
Züge der zwei vorausgegangenen opportunistischen Wellen in sich zusammen und 
gleichzeitig wirkt die Tatsache, dass der heutige kapitalistische 
Konzentrationsprozess den auf den Ersten Weltkrieg folgenden bei weitem 
übersteigt.
4. Heute, inmitten des Tiefs und auch wenn die Aktionsmöglichkeiten weitestgehend eingeschränkt sind, beabsichtigt die Partei, der revolutionären Tradition gemäß, nicht, die historische Linie der Vorbereitung eines künftigen im großen stattfindenden Neubeginns der Klassenbewegung zu unterbrechen, die sich alle Resultate der vergangenen Erfahrungen zu eigen macht. Aus der Beschränktheit der praktischen Aktivität folgt keineswegs ein Verzicht auf revolutionäre Erfordernisse. Die Partei erkennt an, dass bestimmte Tätigkeitsfelder quantitativ besonders eingeschränkt sind, aber deswegen verändern sich weder die Tätigkeitsfelder in ihrer Gesamtheit, noch wird ausdrücklich auf sie verzichtet.
5. Heute besteht die 
Hauptarbeit in der Wiederherstellung der marxistischen kommunistischen Theorie. 
Wir sind noch bei den Waffen der Kritik. Um dies zu tun setzt die Partei 
keinerlei neue Lehre in die Welt, sondern sie bestätigt die volle Gültigkeit der 
durch die Tatsachen gründlich bewiesenen grundlegenden Thesen des revolutionären 
Marxismus, die vom Opportunismus mehrfach getreten und verraten wurden, um 
Rückzug und Niederlage zu verdecken. Die Italienische Linke entlarvt und 
bekämpft heute die Stalinisten, so wie sie immer all die Revisionisten und 
Opportunisten bekämpft hat.
     Die Partei gründet ihre Tätigkeit auf 
antirevisionistischen Positionen. Lenin hat seit seinem Erscheinen auf der 
politischen Bühne den Revisionismus Bernsteins bekämpft und die Linie der 
Grundsätze wieder instandgesetzt, indem er die Behauptungen des 
sozialpatriotischen und des sozialdemokratischen Revisionismus verriss.
     Die Italienische Linke hat seit ihrem Entstehen die ersten taktischen 
Abweichungen in der 3. Internationale verurteilt als erste Anzeichen einer 
dritten Revision, die sich heute voll entfaltet hat und die Fehler der beiden 
ersten Revisionen miteinschließt. Gerade weil das Proletariat die letzte 
ausgebeutete Klasse und von daher auch nicht Nachfolgerin einer andere Klassen 
ausbeutenden Klasse sein wird, ist die Lehre auf das Entstehen der Klasse 
gegründet und nichts kann dies verändern oder umformen. Die Entwicklung des 
Kapitalismus, von seiner Entstehung bis heute, hat die Theoreme des Marxismus, 
dargelegt in Texten, bestätigt und bewiesen und alle sogenannten „Neuerungen“ 
oder „Schulen“ der letzten dreißig Jahre beweisen lediglich, dass der 
Kapitalismus noch lebt und dass er vernichtet werden muss. Im Mittelpunkt der 
gegenwärtigen theoretischen Haltung der Bewegung steht daher folgendes: keine 
Revision der ursprünglichen Grundsätze der proletarischen Revolution.
6. Die Partei verrichtet heute eine Arbeit der wissenschaftlichen Verzeichnung der gesellschaftlichen Erscheinungen, mit dem Ziel, die grundlegenden Thesen des Marxismus zu beweisen. Sie analysiert, vergleicht und kommentiert die jüngsten und gegenwärtigen Ereignisse. Sie verwirft theoretische Ausarbeitungen, die darauf abzielen, neue Theorien zu begründen oder aufzuzeigen, dass die Theorie zur Erklärung der Erscheinungen nicht ausreicht. All diese Arbeit zur Zerstörung (Lenin: Was tun?) des Opportunismus und der Abweichlerei ist heute Ausgangspunkt der Parteiaktivität, die auch in diesem Punkt der revolutionären Tradition und Erfahrung während der Zeiten des Zurückweichens der Revolution und der Blüte der opportunistischen Theorien folgt, die in Marx, Engels, Lenin und der Italienischen Linken ihre heftigen und unnachgiebigen Gegner sahen.
7. Mit dieser richtigen revolutionären Einschätzung der heutigen Aufgaben, wenn auch klein an der Zahl und wenig verbunden mit der Masse des Proletariats, obgleich immer darauf bedacht, die theoretischen Aufgaben als Aufgaben ersten Ranges zu behandeln, weist die Partei es vollkommen zurück, als ein Haufen von Denkern oder einfacher Gelehrter betrachtet zu werden, der auf der Suche neuer Wahrheiten ist oder das gestern noch Wahre verwirft, weil er es für nicht ausreichend erachtet. Keine Bewegung kann in der Geschichte den Sieg davon tragen ohne theoretische Beständigkeit, die die Erfahrung der vergangenen Kämpfe ist. Daraus folgt, dass die Partei die persönliche Freiheit verbietet, neue Schemata und Erklärungen der gegenwärtigen Gesellschaft auszuarbeiten und auszutüfteln: sie verbietet die individuelle Freiheit der Analyse, der Kritik und der Voraussage, auch dem vorbereitetsten Intellektuellen unter den Mitgliedern, und sie verteidigt die Festigkeit einer Theorie, die kein Produkt blinden Glaubens ist, sondern der Gehalt der Wissenschaft der proletarischen Klasse, errichtet aus dem Stoff von Jahrhunderten und nicht aus Gedanken von Menschen, sondern aus der Kraft materieller Fakten, die sich im geschichtlichen Bewusstsein einer revolutionären Klasse widerspiegeln und die in deren Partei zusammengefasst sind. Die materiellen Tatsachen haben die Lehre des revolutionären Marxismus lediglich bestätigt.
8. Die Partei, trotz der beschränkten Anzahl ihrer Mitglieder, hervorgerufen durch die eindeutig konterrevolutionären Bedingungen, hört nicht damit auf, Anhänger zu gewinnen und ihre Grundsätze in allen schriftlichen und mündlichen Formen zu propagieren, auch wenn an ihren Versammlungen nur wenige teilnehmen und ihre Presse keine weite Verbreitung findet. Die Partei betrachtet die Presse in der heutigen Phase als vornehmliche Aktivität, da es sich um eines der wirksamsten Mittel handelt, das die gegenwärtige Situation zulässt, um den Massen die zu verfolgende politische Linie aufzuzeigen und um eine einheitliche und ausgedehntere Verbreitung der Grundsätze der revolutionären Bewegung zu bewerkstelligen.
9. Die Ereignisse, und nicht etwa der Willen oder die Entscheidung von Menschen, bestimmen so auch den Bereich des Eindringens in die große Masse und reduzieren dies auf einen kleinen Ausschnitt der umfassenden Tätigkeiten. Dennoch versäumt die Partei keine Gelegenheit, in jeden Riss und jeden Spalt einzudringen, da sie nur zu gut Weiß, dass es keine Wiederaufnahme des Klassenkampfs gibt, wenn sich dieser Bereich nicht ungemein verstärkt und vorherrschend geworden ist.
    
10. Die Beschleunigung des 
Prozesses entspringt außer aus den tiefen gesellschaftlichen Ursachen der 
historischen Krisen auch aus der Arbeit der Mitgliederwerbung und der 
Propaganda, mit den begrenzt zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Partei 
schließt völlig aus, dass dieser Prozess sich beschleunigen lässt vermittels 
Kunstgriffen, Manövern oder Behelfsmitteln, die sich auf jene Gruppen, Kader und 
Hierarchien stützen, die sich die Bezeichnung proletarisch, kommunistisch oder 
sozialistisch ungerechtfertigt angeeignet haben. Diese Mittel, die gleich nach 
dem Verschwinden Lenins vom politischen Leben die Taktik der 3. Internationale 
formten, brachten kein anderes Ergebnis hervor als die Zersetzung der Komintern 
als Organisationstheorie und wirkende Kraft der Bewegung und ließ stets einige 
Bruchstücke der Partei auf dem Weg der „taktischen Behelfsmittel“ zurück. Diese 
Methoden werden von der trotskistischen Bewegung wieder zum Leben erweckt und 
aufgewertet und fälschlicherweise für kommunistisch gehalten.
     Für die 
Beschleunigung der Wiederaufnahme des Klassenkampfes gibt es keine fix und 
fertigen Rezepte. Um der Stimme der Klasse im Proletariat Gehör zu verschaffen, 
dafür gibt es keine Manöver und Behelfsmittel, deren Einsatz die Partei nicht so 
erscheinen lässt, wie sie wirklich ist, sondern sie hinsichtlich ihrer Funktion 
entstellt, zum Schaden und Verderben des tatsächlichen Neuanfangs der 
revolutionären Bewegung, die sich auf die wirkliche Reife der Umstände gründet 
und auf die der Situation entsprechende Anpassung der Partei, die dazu nur durch 
ihre politische und theoretische Unbeugsamkeit in der Lage ist.
     Die 
Italienische Linke hat immer diese Zweckmäßigkeit zum steten Überwasserbleiben 
bekämpft und sie als grundsätzliche Abweichung und als nicht am marxistischen 
Determinismus festhaltend verworfen.
     In Übereinstimmung mit früheren 
Erfahrungen verzichtet die Partei daher darauf, Einladungen, offene Briefe und 
Agitationslosungen, zum Zweck der Bildung von gemischten Komitees, Fronten und 
Aktionseinheiten mit irgendeiner anderen politischen Organisation oder Bewegung, 
auszugeben oder anzunehmen.
    
11. Die Partei verschweigt 
nicht, dass sie sich in Zeiten der Wiederaufnahme des Klassenkampfs nur dann 
selbständigerweise verstärken kann, wenn Formen 
wirtschaftlich-gewerkschaftlicher Massenvereinigungen entstehen.
     Auch 
wenn sie nie frei von Einflüssen der gegnerischen Klassen ist und als Vehikel 
ständiger und tiefgreifender Abweichungen und Entstellungen gedient hat, und 
obwohl sie kein besonderes revolutionäres Werkzeug ist, so ist die Gewerkschaft 
dennoch Gegenstand des Interesses der Partei, die nicht freiwillig davon 
ablässt, in den Gewerkschaften zu arbeiten und sich dabei klar von allen anderen 
politischen Gruppierungen unterscheidet. Die Partei Weiß, dass sie heute 
Gewerkschaftsarbeit nur gelegentlich leisten kann, aber ab dem Moment, in dem 
sich die Zahl ihrer Mitglieder und Sympathisanten im konkreten Verhältnis zu den 
in einer bestimmten Gewerkschaftsstruktur Organisierten als nennenswert erweist 
und diese Organisation zu denen gehört, die nicht die letzten Möglichkeiten 
einer selbständigen Klassentätigkeit potentiell und aus der Satzung 
ausgeschlossen haben, durchdringt die Partei diese Organisation und versucht 
deren Leitung zu erobern.
12. Die Partei ist keine Fortführung der abstentionistischen Fraktion der Italienischen Sozialistischen Partei, auch wenn dieser große Anteil an der Bewegung hatte, die zur Gründung der Kommunistischen Partei Italiens in Livorno 1921 führte. Die Opposition innerhalb der Kommunistischen Partei Italiens und der Kommunistischen Internationale beruhte nicht auf den Thesen des Abstentionismus [des Wahlboykotts], sondern auf anderen Grundsatzfragen. Mit der Entwicklung des kapitalistischen Staats, der offen die Form einer Diktatur annimmt, was der Marxismus von Anfang an bloßstellte, verliert der Parlamentarismus allmählich an Bedeutung. Auch das augenscheinliche Überleben der parlamentarischen Wahlinstitutionen der traditionellen Bourgeoisie erschöpft sich immer mehr, verkommt zum Geschwätz und trägt in den Momenten gesellschaftlicher Krise die diktatorische Form des Staats zur Schau, der letzten Instanz des Kapitalismus gegen die sich die Gewalt des revolutionären Proletariats richten muss. Da diese Umstände und das gegenwärtige Kräfteverhältnis anhalten, hat die Partei kein Interesse an demokratischen Wahlen jeglicher Art und betätigt sich nicht auf diesem Gebiet.
    
13. Die revolutionäre Erfahrung 
zeigt, dass die revolutionären Generationen rasch aufeinanderfolgen und dass der 
Personenkult eine gefährliche Seite des Opportunismus darstellt. Angesichts der 
natürlichen und nur durch wenige Ausnahmen bestätigten Tatsache, dass die alten 
Führer aufgrund Zermürbung zum Feind und zu reformistischen Strömungen 
übergehen, schenkt die Partei den jungen Menschen höchste Aufmerksamkeit und 
unternimmt die größte Anstrengung, sie für die politische Arbeit, außerhalb von 
Karrieresucht und Personenkult, zu gewinnen und auszubilden.
     Unter den 
gegenwärtigen geschichtlichen Umständen, mit ihrem hohen konterrevolutionären 
Potential, drängt sich die Heranbildung junger Führungskräfte auf, die die 
Kontinuität der Revolution gewährleisten. Das Hervorbringen einer neuen 
Generation von Revolutionären ist eine notwendige Bedingung für den Wiederbeginn 
der Bewegung der Klasse.